Die Anfänge dieser Romanze bleiben als etwas holprig in Erinnerung. Beide waren eigentlich noch verheiratet, nur eben nicht miteinander, und nur einen Tag nachdem Jeff Bezos und seine Noch-Ehefrau MacKenzie Scott im Januar 2019 ihre einvernehmliche Trennung bekannt gegeben hatten, kursierten bereits Textnachrichten zwischen ihm und seiner neuen »Flamme« Lauren Wendy Sánchez. Die klangen allerdings eher so, als habe Alexa sie formuliert. Vor allem ein Satz blieb hängen: »I love you, alive girl. I will show you with my body, and my lips and my eyes, very soon.«
Lebendiges Mädchen? Lebendes Mädchen? Lebhaftes Mädchen? Oder war es ein Tippfehler und Bezos hatte etwas ganz anderes mit Körper, Lippen und Augen sagen wollen? Jedenfalls firmiert Sánchez bei manchen Medien seither nur noch unter dem Namen »Alive Girl«, was zumindest in Bezug auf ihren Stil gar nicht so verkehrt ist. Denn, naja, auch da ist ganz schön was los.
Bezos Freundin bevorzugt nämlich eher körpernahe Kleidung. Lieber kurz als lang, häufig mit viel Glitzer oder Cut-outs am Bauch, immer eng, um ihre Kurven in Szene zu setzen. Wie diese athletische Figur zustande kommt, zeigt sie gelegentlich auf Instagram: Sie und Jeff haben selbstverständlich eigene Gyms in ihren Häusern, neulich machte sie an einem Morgen Kniebeugen, während er im Hintergrund seinen Bizeps trainierte.
Das bedeutet auch, dass Sanchez eher wenig mit dem kürzlich viel besprochenen Trend »Quiet Luxury« am Hut hat. Während Frauen wie Angelina Jolie, die früher genauso gern trägerlose Lederkleider wie Sánchez trug, privat mittlerweile in Braun- und Beigetönen verschwinden, entscheidet sich die ehemalige Fox-Moderatorin gern für Limettengelb, sehr tiefe Ausschnitte und silberne Plateau-Pumps. Bei einer Shoppingtour mit Freundinnen soll sie einmal 12.000 Dollar nur für Designerschuhe ausgegeben haben. Das wird ein Spaß, wenn dieses Paar erst mal in Miami wohnt, wo das Wetter ja deutlich besser ist als am bisherigen Wohnsitz Seattle und die beiden und ihre athletischen Körper immer in kurzen Sachen lebendig sein können.
Was die äußerlichen Attribute angeht, wirkt Sánchez also wie eine klassische »Trophy Wife«, die sich einer der reichsten Männer der Welt da geangelt hat – also wie ein Partnerinnen-Hauptgewinn, eher teuer im Unterhalt, überschaubar in der Konversation, die Haare und Lippen schön voll.
Aber die Oberfläche dürfte täuschen. Denn Sánchez ist kein DiCaprio-pan-25-Model, sondern eine 54-jährige Mutter dreier Kinder. Sie hat früher nicht nur eine Staffel Strictly Come Dancing moderiert, sondern für ihre Sportberichterstattung auch mal einen Emmy gewonnen. 2016 gründete sie das Unternehmen Black Ops Aviation für Flugaufnahmen aus der Luft, eine bis dahin Männer dominierte Branche. Sánchez ist nämlich passionierte wie geübte Hubschrauber-Pilotin und auf Instagram deshalb häufig mit Bootcut-Jeans, weißem T-Shirt (aber natürlich eng und kurz) plus Aviator-Brille und Headset zu sehen.
Wenn man trotzdem in Kategorien denken möchte, passt statt »Trophy Wife« zu Bezos Freundin vielmehr die der »Selfmade Woman«, die sich ihr großspuriges Leben weitgehend selbst aufgebaut hat. Sánchez ist die Tochter mexikanischer Einwanderer und erzählte in einem Interview einmal, dass sie als Kind oft auf dem Rücksitz im Auto ihrer Oma schlief, wenn diese putzen ging. Seitdem zeigt sie nun mal gern, was sie hat, was zwischen all der aufgesetzten Diskretion irgendwie erfrischend ehrlich rüberkommt. Zudem engagierte sie sich jahrelang bei wohltätigen Organisationen, bevor sie nun Vize des »Bezos Earth Funds« wurde, dessen Geld dummerweise von einem nicht allzu nachhaltigen Unternehmen wie Amazon stammt.
Vielleicht sollte »alive« einfach »sehr aufgedreht« heißen? Jedenfalls dauert ihre Beziehung mittlerweile schon über fünf Jahre, bei CNN schwärmte Bezos im ersten gemeinsamen Interview von ihrer Großzügigkeit und Großherzigkeit. Sie sei eine »Inspiration« für ihn, gemeinsam ergäben sie ein fabelhaftes Team. Einziger Haken: Sánchez gibt zu, eine miserable Co-Pilotin zu sein – sie sage ihrem Verlobten, der nun ebenfalls Hubschrauber fliegt, ständig, wann er zu steigen und zu sinken habe. Für den siebten Himmel reicht es offensichtlich trotzdem noch, im Mai folgte bekanntlich der Heiratsantrag.
Wann genau die Hochzeit stattfinden soll, ist noch nicht bekannt, auch nicht wo. In der neuen Heimat Miami? Auf der 500-Millionen-Dollar-Yacht und diversen Beibooten? Auf dem Mond? Als Hochzeitssong schlagen wir in jedem Fall schon mal Simple Minds vor mit ihrem legendären Song »Alive and Kicking«.
Typischer Instagram-Kommentar: »Jede Wette, dass sie am Prime Day heiraten.«
Das sagt der Wedding-Planner: »Und was genau soll bei den beiden noch auf die Geschenkeliste?«
Passende Serie: Miami Vice