So groß, so sexy – so what?

Salma Hayek zeigte immer gern Dekolleté, aber offensichtlich sind ihre Brüste nun größer als früher. Operation? Von wegen, sagt sie, eine ganz natürliche Entwicklung. Endlich eine Hollywood-Schauspielerin, die ihre Menopause stolz nach außen trägt.

Anfang dieser Woche postete Salma Hayek ein Bild aus dem heimischen Pool, vor zwei Wochen zeigte sie sich ähnlich freizügig bei der Premiere von House of Gucci in New York. 

Foto: Instagram

Sollte der gerade angelaufene Film House of Gucci an den Kinokassen floppen – an mangelndem PR-Einsatz aller Beteiligten kann es nicht gelegen haben. Lady Gaga macht seit Wochen die volle Ochsentour von Filmpremieren, Interviews, Fotostrecken plus lückenloser Dokumentation des Ganzen auf Social Media. Ihre Kollegin Salma Hayek, als Wahrsagerin in einer Nebenrolle zu sehen, legt sich ebenfalls ins Zeug, fährt aber bisweilen einen erfrischenden DIY-Ansatz in Sachen Promotion. Am Montag postete sie ein Foto von sich beim Trinken im Pool. Blickfang war aber weniger das Glas mit sicher hausgemachter Limonade, sondern der ebenfalls hausgemachte Badeanzug mit dem Aufdruck »Original Gucci«.

In diesem Fall ist das ja sogar doppelte Werbung: für ihren Film und für ihren Mann François-Henri Pinault, der als CEO des Luxuskonzerns Kering auch Inhaber der Marke Gucci ist. Mit ihrer Besetzung hat dieser Querverweis natürlich rein gar nichts zu tun, denn die 55-Jährige kann bekanntlich wirklich schauspielern, und wie man jetzt sieht auch erfolgreiche Filmpromotion machen. »Das ist nicht meine Garderobe aus House of Gucci, aber ich empfehle es trotzdem sehr«, kommentierte Hayek ihr Bild. Ob Film oder Badeanzug gemeint ist, wird nicht so ganz klar, ist auch egal, weil wir mit unseren Gedanken ja längst woanders gelandet sind: bei Salma Hayeks Brüsten.

Den anderen 1,5 Millionen, die dieses Bild geliked haben, und es damit zum mit Abstand erfolgreichsten Post ihrer Instagramkarriere machen, hat bestimmt auch die Gesamtkomposition gefallen. Aber Hayek schaut man ehrlich gesagt ja nicht das erste Mal auf die Brüste, weil sie selten Kleider trägt, die ihr üppiges Dekolleté nicht betonen. Bei der Premiere von House of Gucci in New York erschien sie im engen Samtkleid mit Cutout-Balkon und Schlitz, bei der in London im dick auftragenden goldenen Kleid, bei der Eternals-Premiere war sie in einer schwarzen Robe mit sehr tiefem V-Ausschnitt zu sehen. Manche tragen gern Pullunder, andere Hippie-Kleider, Hayek bevorzugt halt tiefe Ausschnitte, und zwar ganz unabhängig davon, wo das feministische Barometer gerade steht oder ob Dekolleté in der aktuellen Mode angesagt ist oder nicht. Damit steht sie in der Tradition von Sophia Loren, die als 60-Jährige im Film Prêt-à-porter noch tief blicken ließ. Auch Adele präsentierte sich kürzlich auf dem Cover der britischen Vogue mit üppigem Dekolleté.

»Unapologetic« wäre hier das passende englische Adjektiv, für das es im Deutschen unentschuldbarerweise keine adäquate Übersetzung gibt. Will sagen: Hayek scheint ihren Busen wirklich zu mögen und gern zu zeigen, ohne dabei das geringste Bedürfnis zu verspüren, sich für irgendetwas entschuldigen zu müssen. So groß, so sexy, so gewollt, so gequetscht – so what? Als Frau hat man Hayeks Busen deshalb auch irgendwann sehr lieb gewonnen.

Mehr noch: Hayek scheint ihren Busen toll zu finden, wie er ist. In einem Interview wurde sie Anfang des Jahres auf Gerüchte einer Schönheitsoperation angesprochen, weil ihre Brüste deutlich größer erscheinen als früher. Die gebürtige Mexikanerin entgegnete daraufhin trocken, auch andere Körperpartien seien bei ihr heute größer als früher. Tatsächlich wachse und wachse ihr Busen, was für den Rücken kein Spaß, aber nun mal nicht zu ändern sei, weil sie die Ursache dafür auf die Menopause zurückführe. Das Wort Menopause hört man in Hollywood ungefähr so oft wie Beckenbodenschwäche, also ungefähr nie, und Hayek nimmt diese Alterserscheinung nicht im Geringsten zum Anlass, sich oder ihren erweiterten Brustumfang zu verstecken, sondern zeigt ihn genauso kompromisslos wie früher.

Komische Laune der Natur übrigens, dass der Busen ausgerechnet dann, wenn er rein biologisch nicht mehr gebraucht wird, noch mal zulegt. Verstehen muss man das nicht, aber reden kann man ja mal drüber: Im Frühjahr kündigte Hayek an, mit HBO eine Serie über sprechende Brüste produzieren zu wollen. Das Format beruht auf Leslie Lehrs Buch A Boob’s Life: How America’s Obsession Shaped Me – and You. Im Mittelpunkt steht eine 40-Jährige, die sich mitten in einer Lebenskrise befindet, als ihre Brüste plötzlich mit ihr zu reden beginnen. Ob Hayek und ihr Busen auch die Hauptrollen übernehmen, ist leider nicht bekannt.

Typischer Instagram-Kommentar: »Boobs, she did it again!«
Das sagt Sophia Loren: »Alles was sie hier sehen, verdanke ich Spaghetti.«
Passender Song: Squeeze Box (The Who)