Jetzt wird auch noch der Mundschutz smart

Der Rapper Will.i.am hat gemeinsam mit einem US-Unternehmen die sogenannte Xupermask entwickelt – mit Luftfilter, Kopfhörern und Bluetooth. Unsere Modekolumnistin fragt sich, ob das wirklich so eine schlaue Idee ist. 

Foto: Honeywell/Xupermask

Alles wird irgendwann schlau. Gut, der Mensch selbst vielleicht nicht, aber das Zeug, womit er sich in seinem Leben so beschäftigt, das zumindest soll immer fortschrittlicher werden. Nach Smartphone, Smart TV, Smartspeaker, Smartwatch kommt jetzt also: die Smartmask. Eine neue Kombination aus Luftfilter, geräuschdämmendem Kopfhörer und Bluetooth-Verbindung zum, klar, Smartphone. Mit dem »Xupermask« genannten Modell soll man saubere Luft atmen und gleichzeitig abschalten, telefonieren, Musik hören können, ohne die ganze Zeit hin- und herzustöpseln oder die Maske abnehmen zu müssen. Je integrierter, desto besser. Da könnte eigentlich auch noch ein Dermaroller oder Luftbefeuchter eingebaut sein.

Aber das eigentlich Revolutionäre an diesem Ding ist natürlich das Design. Andere als »smart« bezeichnete Maskenanbieter wie Cliu setzen vor allem auf durchsichtiges Material, damit der Mund in der Pandemie-Öffentlichkeit mal wieder zu sehen ist. Naheliegender Ansatz, im Ergebnis leider nur so mittelattraktiv. Die dadurch plötzlich überexponierten Zahnreihen wirken im Gesicht irgendwie unproportional, wie eine Collage aus der Dentalwerbung.

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Die Xupermask hingegen schließt das halbe Gesicht weg, und obwohl Vergleiche mit Gasmasken schnell zur Hand sind, sieht das zur Abwechslung nicht bedrohlich, sondern tatsächlich futuristisch aus. Wie Streetwear fürs Gesicht gewissermaßen. Hinter dem Projekt steht der »Black Eyed Peas«-Rapper Will.i.am, der schon in der Vergangenheit einen Hang zu technischen Spielereien hatte und nach einem Auftritt bei den MTV-Music-Awards vergangenen Sommer mit einer Art High-Tech-Maske ein paar Anrufe bekam. Zusammen mit dem Hersteller von N95-Masken Honeywell wurde daraufhin die Xupermask entwickelt – und fürs Drumherum noch der Hollywood-Kostümdesigner Jose Fernandez mit ins Boot geholt. Der Mann also, der schon Black-Panther-Anzüge und Batman-Masken entworfen hat und außerdem die SpaceX-Anzug für Elon Musk entwickelte.

»Aber ob Toilettenpapier, Hefe, Goldbarren oder Smartmasks - ein bisschen Vorsorge scheint ja doch nie zu schaden«

Fernandez dürfte der eigentlich smarte Move gewesen sein, denn egal, was die Xupermask kann oder nicht kann: Mit dem mehrfarbigen Mesh, LED-Leuchten und metallenen Beatmungslöchern sieht sie tatsächlich wie die Superhelden-Version unter den Gesichtsmasken aus. Auf dem Werbebild ist Will.i.am selbst im Profil zu sehen, natürlich mit Sonnenbrille, die allerdings ausnahmsweise nicht nur Coolness-Beiwerk ist. Spoiler-Alert für alle Brillenträger: Bei Xuperhelden beschlagen die Gläser nicht.

Und jetzt kommt das Kleingedruckte: Der Hersteller Honeywell weist daraufhin, dass die Smartmaske nicht für chirurgische Zwecke geeignet sei, FFP2-Standard dürfte sie also nicht erreichen. Gedacht sei die Maske ohnehin für die »mid- and post-pandemic«-Welt wie es heißt – also eine ungewisse Zukunft. Als zusätzlicher Schutz auf Flügen, im Supermarkt, beim Joggen in der luftverschmutzten Smart City. Ein halbmedizinisches, aber vollmodisches Accessoire für die allzeit Kopfhörer tragende Generation da draußen.

Als die erste Ladung der Maske vergangene Woche in den Online-Verkauf ging, fragten sich viele Leute auf Social Media, ob das nun wirklich die Zukunft der Gesichtsmaske sei, oder doch nur der nächste Rohrkrepierer nach Smartglasses und diversen anderen technisch-modischen Spielereien. Zumal der Preis bei 299 Dollar liegt. Die meisten stimmten spontan für: bloß nicht! Und sobald endlich mal alle durchgeimpft seien, brauche man so ein Ding ja sowieso nicht mehr.

Aber ob Toilettenpapier, Hefe, Goldbarren oder Smartmasks – ein bisschen Vorsorge scheint ja doch nie zu schaden. Der erste Drop ist längst ausverkauft.

Typischer Instagram-Kommentar: »It’s the pandemic, stupid!«
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