Vermutlich ahnen Sie nicht, welch unheilvolle Folgen es zeitigen kann, sich den Wünschen der Katzen zu beugen. Im berühmten »Katzenkönigfall«, einem Klassiker der deutschen Justizgeschichte, redete eine Frau einem ihr ergebenen Mann ein, der »Katzenkönig«, welcher seit Jahrtausenden die Welt bedrohe, verlange ein Menschenopfer: die neue Frau ihres früheren Freundes. Woraufhin der Willfährige tatsächlich versuchte, diese zu töten. Der Bundesgerichtshof war indes nicht von der Existenz des Katzenkönigs zu überzeugen und verfrachtete die Beteiligten kurzerhand ins Gefängnis und in die Psychiatrie.
Davon sind Sie glücklicherweise weit entfernt, selbst wenn Sie sich den Einkaufszettel von Ihrer Katze diktieren ließen. Zudem kann man die Unterscheidung, den Menschen Feinkost zu kaufen, während für das Haustier das Billigfutter reichen muss, unter einem moralphilosophischen Schlagwort hinterfragen: Speziesismus. Der australische Ethiker Peter Singer prägte diesen provokanten Begriff analog zu Rassismus und Sexismus für »ein Vorurteil oder eine Befangenheit gegenüber den Interessen von Mitgliedern der eigenen Spezies gerichtet gegen die Interessen der Mitglieder anderer Spezies«. Mit anderen Worten: die Benachteiligung nichtmenschlicher Lebewesen, nur weil sie keine Menschen sind.
Müssen Sie nun, um diesem Vorwurf zu entgehen, jeden Wunsch Ihrer wählerischen Katzenprinzessin erfüllen? Meiner Ansicht nach nein. Entscheidend scheint mir zu sein, dass Sie übernommen haben, für das Tier zu sorgen. Das beinhaltet neben Zuwendung in erster Linie möglichst artgerechte Haltung und Ernährung. Eine Verpflichtung zu täglich Vogelküken an Mausschaum schließt das nicht ein, zumal auch die Natur nicht jeden Tag Entsprechendes zu bieten hätte.
Illustration: Jens Bonnke