Wie die meisten Menschen hatte ich in diesem Sommer Hoffnung, wir würden die Pandemie in den Griff kriegen. Einige Monate lang traf ich mich, doppelt geimpft, endlich wieder mit Freunden und ging auf einige Gartenpartys. Jetzt sitzen wir alle wieder drinnen und fragen uns, wie es weitergeht – mit Corona, mit dem Klima, mit der neuen Regierung, mit allem. »Die Welt, wie wir sie kennen, geht zu Ende und es hängt von uns ab, was danach kommt«, schrieb die US-amerikanische Autorin Rebecca Solnit vor kurzem im Guardian in ihrem Essay »Zehn Wege, mit der Klimakrise umzugehen, ohne die Hoffnung zu verlieren«. Darin beschreibt sie Denk- und Handlungsansätze, die ihr geholfen hätten, realistisch mit der Klimakrise umzugehen und sich für Verbesserungen einzusetzen – ohne die Tatsachen zu leugnen oder unterwegs den Mut zu verlieren. Ein lesenswertes Stück. Hier habe ich zehn Lösungen zusammengetragen, die mir persönlich in diesem Jahr Hoffnung gemacht haben – und die hoffentlich bei Ihnen einen ähnlichen Effekt haben werden.
1. Rekord bei erneuerbaren Energien
2021 war ein Rekordjahr für den Ausbau von erneuerbaren Energien. Das hat die Internationale Energieagentur IEA ausgerechnet. Etwa 290 Gigawatt wurden in diesem Jahr auf der ganzen Welt neu zugebaut, vor allem Windturbinen und Solarpaneele. Wenn es so weitergeht, überholen die erneuerbaren die fossilen und nuklearen Energiequellen bis 2026. In der EU ist uns das in diesem Jahr schon zum ersten Mal gelungen.
2. Mehr als 40 Länder haben den Kohleausstieg beschlossen
Kohle ist die größte Klimasünderin. Sogar kohlesüchtige Länder wie Polen, Vietnam und Chile haben den Ausstieg versprochen. Nur die Riesen China und die USA verkohlen uns nach wie vor.
3. Kein Blei mehr im Benzin
Die Vereinten Nationen haben bekanntgegeben, dass weltweit kein bleihaltiges Benzin mehr genutzt wird. In Deutschland ist es bereits seit 1988 verboten, nun sind auch die letzten Vorräte weltweit aufgebracht. Bis spätestens 2040 wollen sechs große Autohersteller und 24 Staaten ohnehin gleich gar keine Verbrennungsmotoren mehr verkaufen.
4. Tabak? Nein, danke.
Immer weniger Menschen weltweit rauchen. Laut der WHO greifen vor allem 15- bis 24-Jährige kaum noch zur Zigarette.
5. Mehr Nashörner und Pandas
Kenia meldet, dass dort im letzten Jahr kein einziges Nashorn von Wilderern getötet wurde. Die Anzahl der bedrohten Tiere ist um elf Prozent gestiegen, auf über 1600. Ein weiterer Erfolg für den Artenschutz: Der Große Panda gilt mit fast 2000 frei in der Wildnis lebenden Tieren nicht mehr als vom Aussterben bedroht. Auch die Bestände an Schildkröten und Walen erholen sich weltweit. Und in Österreich ist der Seeadler zurückgekehrt, Österreichs Wappentier, das seit 2000 dort als ausgestorben galt. Heute zählen Artenschützer 44 Brutpaare, laut des WWF ist das »eine absolute Erfolgsgeschichte im heimischen Naturschutz«.
6. Jeder zehnte Bauernhof in Deutschland ist Öko
Mehr und mehr Bauernhöfe stellen auf biologische landwirtschaft um und verzichten auf Pestizide. Bis 2030 sollen es 20 Prozent werden.
7. Fischbestände erholen sich
Echt jetzt? Ja, es stimmt wirklich. Zwar gibt es immer noch Regionen, vor allem in Asien, die ihre Gewässer gnadenlos überfischen, aber eine ganze Reihe von Nationen, darunter die Vereinigten Staaten, Mexiko, Dänemark, Namibia und Belize haben dank einer nachhaltigeren Vergabe von Fischereirechten die Überfischungder Meere ganz gut in den Griff bekommen. Das sagt sogar die NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration): 85 Prozent der Fischbestände in Amerika sind nicht mehr überfischt, 43 Fischarten haben sich erholt. Davon profitieren auch die Fischer selbst, weil sie größere, gesündere Fische aus dem Wasser ziehen.
8. Kein Einwegplastik mehr
Seit Juli sind in der EU viele Einwegplastikprodukte verboten. Darunter Einweggeschirr, Trinkhalme und Luftballonstäbe aus konventionellem Plastik, aber auch To-go-Becher und Einweg-Behälter aus Styropor. Das hat zu einem echten Innovationsschub bei alternativen Materialien und Ersatzprodukten geführt. Und siehe da, einen eigenen Becher mitbringen geht in vielen Fällen auch.
9. Pieks gegen die Pandemie
Die beste Nachricht des Jahres 2021 war natürlich die Produktion effektiver Impfstoffe gegen Covid. Jetzt müssen sich nur noch alle pieksen lassen. Es gibt aber noch einen neuen Impfstoff, der Hoffnung macht: Erstmals hat die WHO ein Vakzin gegen Malaria zugelassen, immerhin die häufigste Todesursache für Kleinkinder in Afrika. Ein historisches Ereignis, das voraussichtlich Millionen Leben retten wird.
10. Toll! Eine Runde Schulterklopfen
Wenn Sie trotz Lockdown, Delta und Omikron irgendwie gut durchs Jahr gekommen sind, verdienen Sie Applaus. Aber wo soll der herkommen? Ein gute Idee dafür hatte die Schweizer Gemeinde Mettauertal im Kanton Aargau. Dort hat der Gemeinderat eine »Gut-gemacht-Maschine« in einer ehemaligen Telefonzelle installiert. Das Ganze funktioniert so: Wenn man etwas Lob oder Zuspruch braucht, kann man die Kabine betreten und etwas Gutes über sich erzählen. Umgehend ertönt Applaus, Musik wird abgespielt, und schließlich erhält man sogar einen Gutschein für einen Kaffee. So eine Schulterklopfmaschine sollte es in jeder Stadt geben!
Falls Sie es vor der Jahreswende aber nicht mehr ins Aargau schaffen: Mit einem kräftigen virtuellen Klaps auf die Schulter wünsche ich Ihnen einen guten Rutsch.