Sagen Sie jetzt nichts, Maxim Biller

Der Schriftsteller Maxim Biller im Interview ohne Worte über den deutschen Literaturbetrieb, jüdische Witze und seine Einschätzung des neuen »Literarischen Quartetts«. 

    Geboren: 25. August 1960 in Prag
    Beruf: Schriftsteller
    Ausbildung: Studium der Literaturwissenschaften, Journalistenschule
    Status: Maximalist

    Maxim Biller war zehn, als seine Familie aus dem von der Sowjetunion besetzten Prag nach Deutschland floh. Richtig angekommen ist er jedoch nur in der deutschen Sprache. Mit ihr tastet Biller die Republik ab wie ein Arzt seine Patientin. Diagnose: Auch mehr als siebzig Jahre nach dem Kriegsende stecken der Patientin noch Obrigkeitshörigkeit, Temperamentlosigkeit und Prüderie in den Knochen. Wo Biller ist, da ist es laut, manchmal wird es auch gemein. Man kann davon ausgehen, dass er auch leise sein kann, nur scheint er dann so zart zu sein, dass es keiner mitkriegt. Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts schrieb er für das Magazin Tempo die legendäre Kolumne 100 Zeilen Hass, später stieß sein Roman Esra eine Debatte über Persönlichkeitsschutz und künstlerische Freiheit an und wurde 2007 vom Bundesverfassungsgericht verboten, was ja auch schon wieder eine Ehre ist. Heute ist Biller Teil des Literarischen Quartetts, wo er präzise und gnadenlos urteilt. Die Grenze zum Verletzenden und Weinerlichen ist dabei fließend. Manche meinen, viel Lärm um nichts, andere preisen Biller als Geistesenkel Tucholskys. Die von ihm verhasste Langeweile tut er weder den einen noch den anderen an. Gerade hat er seinen Roman Biografie veröffentlicht.

    Fotos: Alfred Steffen