»Ein Bekannter plant zum zweiten Mal eine mehrwöchige Fahrradtour quer durch Europa. Wie im vergangenen Jahr hat er die Reise zur Benefiztour erklärt. Er sammelt Geld für eine gemeinnützige Organisation, indem er die Verwandtschaft, Freunde und Bekannte über soziale Medien zu Spenden aufruft. Seinen etwa vierzig Followern berichtet er dafür täglich über Streckenfortschritte, Hotels, Reiseerlebnisse etc. Bei der vorigen Tour kamen so pro Tag etwa 100 Euro zusammen. Das freut mich für die bedachte Organisation, dies wird aber durch den Gedanken getrübt, dass mindestens genauso viel Geld zusammengekommen wäre, wenn mein Bekannter die Reise gar nicht angetreten, sondern die Kosten für Hotels, Verpflegung, Rückreise, Ausrüstung und so weiter direkt gespendet hätte. Soll ich trotzdem zähneknirschend etwas überweisen?« Bettina D., Itzehoe
Ich hätte Rückfragen: Spendet Ihr Bekannter dieser Organisation auch Geld, oder lässt er nur spenden und genießt so das gute Gefühl, mit der Radtour, die er ohnehin angetreten wäre, etwas Wohltätiges zu tun? Rückfrage zwei: Wäre er die Radtour ohnehin angetreten, oder nimmt er diese Strapaze nur auf sich, damit Geld für diese Organisation zusammenkommt?
Gehen wir mal davon aus, er lässt nur spenden. In diesem Fall schafft er durch seine Aktion immerhin auch ein Bewusstsein dafür, dass es diese Organisation überhaupt gibt. Das ist schon mal ein positiver Zusatzeffekt dieser Tour. Gehen wir außerdem davon aus, dass Ihr Bekannter möglicherweise einen Anreiz braucht, um etwas Sportliches zu unternehmen. Jetzt käme es darauf an, wie sehr Ihnen am Wohl Ihres Bekannten gelegen ist. Denn bestimmt ist Bewegung seiner Gesundheit nicht abträglich. Hier gäbe es also den Nebeneffekt, dass Sie durch Ihre Unterstützung zur physischen und bestimmt auch mentalen Gesundheit Ihres Bekannten beitragen. Und so etwas macht einem doch, Sympathie vorausgesetzt, selbst ein gutes Gefühl.
Ich möchte Sie aber darauf aufmerksam machen, dass Sie ja nichts zahlen müssen. Wenn Sie Ihrem Bekannten weder seine gute Tat noch die schöne Fahrradtour gönnen, überweisen Sie doch einfach nichts. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass er sehr wohl auch selbst spendet und die Idee hatte, durch seine Aktion könnte mehr Geld zusammenkommen. Bisher wissen offenbar noch nicht allzu viele Menschen davon. Wenn sich das Ganze aber herumspricht und irgendwann mehr Leute erreicht als nur seine etwa vierzig Follower, könnte viel mehr Geld zusammenkommen, als die Tour kostet. Was ich Ihnen also gegen Ihr Zähneknirschen rate: Tun Sie alles in Ihrer Macht Stehende dafür, diese Benefizaktion bekannter zu machen.