Sind Pfeil und Bogen nichts für Kinder?

Das Spiel mit dem Flitzebogen könnte eine Gefährdung für andere Personen sein. Sollte man deshalb die Eltern der Kinder ansprechen?

Illustration: Serge Bloch

»Ich sehe gelegentlich Kinder, die mit Pfeil und Bogen in Begleitung ihrer Eltern unterwegs sind. Eine Bekannte von mir hat aufgrund eines Unfalls mit einem Jungen, der auch mit Pfeil und Bogen geschossen hat, nur noch ein Auge. Soll ich was sagen und damit die Eltern bevormunden? Oder lieber schweigen, auch wenn ich es unverantwortlich finde?« Anonym, per Mail

Wir leben in einer Welt, in der Kinder so gut wie keine Frei­räume mehr haben. Jedes Risiko wird minimiert und bestenfalls ausgeschlossen. Kaum jemals sieht man Kinder allein oder zu zweit durch die Straßen streifen und, was weiß ich, Detektiv spielen oder auch einfach nur Zeit vertrödeln. Sie werden von der Schule zum Modern Dance gefahren, dort abgeholt und nach Hause verbracht, wo sie, in Rufweite von Erwachsenen, die Stunden bis zum Abendessen auf ein iPad starren. Kein Kind hat noch die Freiheit, vorübergehend verloren gehen zu dürfen in der realen Welt, weil überall Gefahren lauern könnten. Damit sich niemand sorgt, müssen sie stets erreichbar sein, werden im Grunde rund um die Uhr überwacht. Jetzt soll man ihnen noch Pfeil und Bogen wegnehmen?

Ja, stimmt, dabei kann etwas passieren, aber beim Fußball auch. Wie auch beim ­Essen mit Messer und Gabel. Ich will nicht sarkastisch klingen, sondern nur sagen, dass das Leben insgesamt eine riskante Angelegenheit ist und Eltern ihren Kindern den größten Gefallen tun, wenn sie ihnen beibringen, mit Gefahren umzugehen. Die Kinder, von denen Sie berichten, sind ja nicht allein unterwegs. Ihre Eltern werden schon dafür sorgen, dass sich niemand verletzt. Das ist ja auch in ihrem Interesse.

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Pfeil und Bogen fällt hierzulande nicht ­unter das Waffengesetz. Rein rechtlich also könnten Sie gar nichts tun. Das heißt aber alles überhaupt nicht, dass Sie nicht etwas sagen können. Tun Sie das doch. Kommen Sie mit den Eltern ins Gespräch, sagen Sie den Kindern, was Ihrer Bekannten passiert ist. Aber nicht bevormundend, sondern liebevoll besorgt. Es geht Ihnen doch gar nicht um ein Verbot, sondern darum, dass niemandem etwas passiert. Es kann bestimmt jeder Ihre Sorge verstehen. Und die Kinder werden noch umsichtiger mit Pfeil und Bogen umgehen.