Soll ich die verletzten Mäuse töten, die meine Katze mitbringt?

Wenn die Katze ihr Werk nicht vollendet, muss der Mensch es dann tun? Auch wenn die Rechtsprechung klar ist, rät unsere Kolumnistin dazu, es der Katze ja nicht Recht zu machen.

Illustration: Serge Bloch

»Nachdem mein Seniorkater starb, der in seinem ganzen Leben zweimal eine tote Maus mitbrachte, die er vermutlich bereits verblichen irgendwo gefunden hatte, habe ich seit einiger Zeit eine junge Katze, die sich nächtlich der Mäuseplage im Garten annimmt. Nicht immer bringt sie ihre Geschenke vollständig leblos mit, regelmäßig legt sie mir ein noch zuckendes Nagetier vor die Füße. Dann frage ich mich: Was ist das Richtige, das Moralische, das Gnädige, das ich tun sollte? Die Maus töten und erlösen? Oder sie einen womöglich langsamen Tod sterben lassen? Beides finde ich schrecklich. Meine Katze ist leider nicht unbedingt daran interessiert, ihr begonnenes Werk selbst zu vollenden, und lässt mich mit dem Dilemma in typisch kätzischem Egoismus allein.« Karoline G., Weinstadt

Katzen sind wirklich ein ewiges Rätsel in ihrer unergründlichen Launenhaftigkeit des Seins. Auch die Katze meiner Kindheit legte uns regelmäßig erlegte Geschenke vor die Haustür, die sie immerhin zuvor getötet hatte, aber nie fraß. Ob das nun Mäuse waren oder auch Vögel. Warum Katzen dies tun, ist unklar und wird wohl für immer eines ihrer vielen Geheimnisse bleiben.

Was aber sollen Sie mit den halb toten Mäusen tun? Es gibt dazu eine glasklare Rechtsprechung: Laut Tierschutzgesetz darf ein Wirbeltier nur unter bestimmten Voraussetzungen getötet werden, die vor allem mit Schmerzausschaltung zu tun haben, also mit wirksamer Betäubung. Außerdem darf ein Wirbeltier nur töten, wer die dazu notwendigen Sachkenntnisse und Fähigkeiten hat. Das sind zum Beispiel Tierärzte oder Personen, die dafür geschult wurden, weil sie etwa in der Landwirtschaft arbeiten. Hinzu kommt, sagt Hester Pommerening, Pressereferentin des Deutschen Tierschutzbundes, dass für Laien nicht immer offensichtlich sei, ob oder wie stark ein Tier verletzt ist. Mäuse etwa könnten sich auch nur in einer Schreckstarre befinden. Sie empfiehlt, in so einem Fall mit der Maus zum Tierarzt oder einer anderen sachkundigen Person zu gehen, die beurteilen kann, ob das Tier eine Überlebenschance hat oder schmerzfrei eingeschläfert werden muss.

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Um Ihrer Katze die Lust am Mausen abzugewöhnen, sollten Sie in deren Gegenwart die Mäuseopfer möglichst ignorieren. Oder jedenfalls nichts tun, das aus der Sicht Ihrer Katze als attraktive Reaktion gewertet werden kann. Außerdem wird empfohlen, die Katze möglichst viel zu beschäftigen und spielerisch auszulasten. Es gibt zum Beispiel sogenannte Fummelbretter, bei denen sie nur mit Intelligenz zu Futter kommt. Etwas Abhilfe könnte auch ein um den Hals gehängtes Glöckchen schaffen – hier kommt es allerdings allein auf die Intelligenz der Mäuse an.