Henri gab es wirklich. Er soll Anfang des 20. Jahrhunderts das schwarze Schaf einer Hamburger Hoteliersfamilie gewesen sein, die auf Luxushotels spezialisiert war. Jener Heinrich aber wollte lieber eine bürgerliche Pension eröffnen. Auch das Hotel »Henri« hat nun viel von einer Pension: Abends bedient man sich im gut sortierten Getränkekühlschrank und schreibt an, und ab 19 Uhr gibt es Abendbrot, Buletten, Hühnersalat oder Schinkenbrot, alles im Preis enthalten. Außerdem haben die Zimmer allesamt individuelles, interessantes Mobiliar: Zu einem Drittel stammt es aus dem alten Bestand eines Westberliner Hotels an selber Stelle, das in jedem Zimmer einen Ölschinken mit dem Porträt vom Alten Fritz hängen hatte, ein Drittel sind Antiquitäten, und ein weiteres Drittel sind neue Möbel, etwa die praktischen Betten, die man vom Doppelbett in zwei einzelne auseinanderschieben kann. Zwei Zimmereinrichtungen kommen aus dem »Hotel Bogota« drei Straßen weiter, in dem etliche Spielfilme und Musikvideos gedreht wurden. Als es geschlossen wurde, brachte der Besitzer auch eine mit Starfotografien gespickte Telefonzelle für den Keller vom »Henri« mit. Das alles macht das »Henri« zum kleinsten Museum der Stadt. Im »Bogota« hatten seit der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts einige Prominente wie Helmut Newton als Dauergäste gewohnt. Im »Henri« liegen unterm Dach ebenfalls Apartments für lange Aufenthalte.
Henri Hotel
Meinekestraße 9
10719 Berlin
Tel. 030/88 44 30
DZ ab 108 Euro
»Henri Hotel« - Berlin-Charlottenburg
Im Herzen West-Berlins gibt es ein Etablissement, das wahlweise Hotel, Museum oder Wohngemeinschaft ist.