Viele Hotels wollen eine Geschichte erzählen. Bloß Hotel zu sein, ein Haus mit Standardfrühstück und solider Lage, das reicht in unseren individualisierten Zeiten nicht mehr. Im Fall berühmter Häuser wie dem »Adlon« in Berlin oder dem »Ritz« in Paris ist die Geschichte, die erzählt wird, die eigene. Aber welche Story erzählt ein Hotel, das »Story Hotel« heißt? Womöglich die, dass eine Nacht dort eine Ahnung davon vermittelt, wie das Hotelleben der Zukunft aussehen könnte.
Das beginnt bei der Onlinebuchung, nach der man den Zimmercode aufs Handy geschickt bekommt. Eine Rezeption gibt es im »Story Hotel« nicht, nur einen dunklen, pflanzengesäumten Flur, den man betritt, als käme man in ein Wohnhaus. Das war dieses Gebäude im Stadtteil Östermalm auch, bevor es die ehemaligen Mieter Robert Hållstrand und Andreas Philipson in ein Hotel umwandelten. Der Aufzug spricht auf jeder Etage Sätze – schwedisch manche, andere Büchern oder Liedern entnommen – und wird einem mangels anderer sozialer Kontakte alsbald zum Kameraden.
Das »Story Hotel« erzählt aber auch etwas über Konsumfreude: Hier ist nämlich alles käuflich. Die Drucke an den teils unverputzen Wänden, die Gläser, Tische, selbst das Bett kann man sich nach Hause liefern lassen. Während man das erwägt, plötzlich Stimmen, Musik, Gelächter. Die Bar im Erdgeschoss, bei Tag verwaist, ist abends voller Schweden aus der Nachbarschaft. Erleichterung: Man kann in der Zukunft hervorragend allein sein, aber Menschen gibt es immer noch.
Story Hotel
Riddargatan 6, 11435 Stockholm, Schweden
Tel. 0046 / 8545 / 039 40
DZ ab 94 Euro inkl. Frühstück