Schein und Schwein

Wer im Hotel »The Pig« in Southampton übernachtet, fühlt sich wie in einer Jane-Austen-Verfilmung – und muss vor lauter Wohlgefühl aufpassen, dass er sich nicht unüberlegt ein Schwein kauft.

Foto: Mehau Kulyk

Warum nennst du deine Hotels Schweine, wird Robin Hutson immer wieder gefragt. »The Pig«, antwortet der Hotelier, »klingt wie der Name eines Pubs, und vor einem Pub fürchtet sich niemand.« Scheint zu stimmen. Sechs »Schweine« hat er seit 2011 eröffnet, eines davon hier an der Stadtmauer von Southampton, eineinhalb Zugstunden südwestlich von London. Zwölf helle Zimmer in einem Haus aus dem 19. Jahrhundert, und als gelte es, jener Zeit treu zu bleiben, erinnert die Deli-Bar, die gleichzeitig noch Lobby und Frühstücksraum ist, an die Salonkulisse einer Jane-Austen-Verfilmung: alte Dielen, tiefe Sessel, auf dem Kaminsims ausgestopfte Tiere. Lesen kann man hier und einen frischen Pfefferminztee trinken. Die Blätter für den Tee kommen aus dem eigenen Garten außerhalb der Stadt, und was dort nicht wächst, wird bei Produzenten im Umkreis von 25 Meilen gekauft.

Überhaupt geht es im »Pig« recht ländlich zu. Auf den Zimmern hängt gerahmter Farn, illustrierte Bücher klären den Gast über Schweine- und Hühnerhaltung auf. Raus jetzt, bevor man sich noch wirklich von der Idee locken lässt, so ein echtes Schwein gehöre unbedingt zu einem Erwachsenenleben in der Stadt. Auf zum nahen Fluss Test, der in den Ärmelkanal mündet und so breit ist, dass Fähren und Containerschiffe auf ihm fahren. In der Nähe hat 1912 die »Titanic« abgelegt, und schon damals tranken die Menschen Bier an der Bar des »Pig«, das seinerzeit »Royal Standard« hieß. Auch schon kein besonders furchterregender Name.

Foto: Felix Schmilinsky

Meistgelesen diese Woche:

The Pig – in the Wall
8 Western Esplanade
Southampton SO14 2AZ
Großbritannien
Tel. 0044/345/225 94 94
DZ ab 180 Euro