Wegen des Coronavirus sind Reisen derzeit schwierig bis unmöglich. Wir setzen die Rubrik »Hotel Europa« trotzdem fort – damit Sie wissen, wohin Sie fahren möchten, wenn die kritischen Zeiten vorbei sind. Und das werden sie irgendwann sein.
Irgendwas ist immer. Aber was war heute? Chansons von Edith Piaf, Gedichte von Tucholsky oder das Kabarett über Frauen in den Wechseljahren? Mal nachsehen. Auf dem fußballfeldgroßen Rasen zwischen Tor- und Herrenhaus, Café und Reetdachscheune ist die erste Kulturbesucherladung eingetrudelt. Ah ja, Der Schimmelreiter wird gelesen. Schick gemacht hat man sich, das heißt, die anderen, die nun mit Sektflöte durch die barocke Galerie im Herrenhaus spazieren: Wie schön! Müsste man mal für länger buchen! So geht es zu auf dem »Kultur Gut Hasselburg« nahe der Ostsee, Wochenende für Wochenende.
Den Künsten haben sie sich hier verpflichtet. Als Gast kann man sich ihnen ebenfalls hingeben, muss aber nicht. Man kann auch im Zimmer dösen, und es weht vielleicht eine Beethoven-Sonate durch das Fenster herein.
Kaum zu glauben, dass diese Anlage von 1763 schon dem Verfall anheimgegeben war, ehe 2010 die Stahlberg Stiftung übernahm und das Anwesen restaurierte. Mit ihr kamen die Gäste – und Kritiker offenbar auch. An eine Mauer hat jemand »Stahlberg Zerstörer« gesprüht, grün auf Backstein. Das wäre kaum der Rede wert, hätte die Stiftung die Schmiererei nicht gelassen und dahinter eine Infotafel aufgestellt: Nüchtern wird auf dieser erklärt, was man alles für die Öffentlichkeit tut. Ein bisschen viel Rechtfertigung, denke ich zuerst. Und merke dann, wie dieser Kniff das Graffito gewissermaßen selbst zum Kulturobjekt erhebt. Das passt ganz wunderbar an diesen Ort.
Kultur Gut Hasselburg
Allee 4
23730 Hasselburg
Tel. 04561/528 19 66
DZ ab 100 Euro