Er rasiert auch mit dem Messer, wenn es Not tut, und wer sich am richtigen Tag den Vollbart abnehmen lässt, bekommt außer der Rasur auch ein Bier; ist im Preis drin. Andri Týr ist der Barbier des »Kex« und Anlass für die Frage: Warum geht man eigentlich ins Hotel? Wegen des Ambientes, egal wie angestrengt es daherkommt? Darf man überhaupt noch einfach nur ein Bett wollen? Alles am »Kex Hostel« wirkt wie aufgedonnerte Patina: Geschichte (alte Keksfabrik), Ausstattung (stählerne Stockbetten plus schicker Sperrmüll) sowie die zwingend liebevoll zu nennenden Details (Karussellpferde an der Decke). Weil die Gründer offenbar glauben, dass die Gäste eine Hantel nicht ohne Wortwitz anfassen, heißt das Fitnessstudio »Gym & Tonic« und sieht so aus, wie sich ein Kostümverleih einen Boxkeller vorstellt, also mit Stufenbarren. Wer wegen Mumpitz dieser Art ins »Kex« geht, muss wegen der Elfen in Island sein. Der Rest brauchte einfach eines der 142 Betten, aufgeteilt auf 32 Räume, die meisten 4- oder 6-Bett-Zimmer – solide Wahl, wenn man in Reykjavík nicht viel Geld ausgeben will. Eine Nacht im größten Schlafsaal mit 16 Kojen kostet weniger als eine Rasur bei Andri Týr.
»Kex Hostel«
Skúlagata 28
101 Reykjavík
Schlafsaal-Bett ab 20 Euro
EZ ab 55 Euro
Tel. 00354/ 561 60 60