Wer im »Michelberger Hotel« nicht schlafen kann, zählt keine Schäfchen, sondern Brezeln und Kuckucksuhren. Oder Turnschuhe, Sterne und Mikrofone. Sie alle schlingen sich auf handgemalten Tapeten in den Zimmern und lassen den Gast grübeln: Soll die Tapete nach einer langen Berliner Nacht eine meditative Wirkung haben, eine Art Mantra, in dem man nach Wiederholungen sucht, bis einem die Augen zufallen? Auf jeden Fall zeigt sie den Gestaltungswillen von Tom Michelberger, dem Besitzer dieses Hotels: bloß keine weitere Design-Bettenburg. Lieber ein Haus mit vielen zusammengewürfelten Stilen – für junge Berlin-Liebhaber aus aller Welt, auch mit wenig Geld. Jeder findet sein Plätzchen: das »Band Zimmer« mit Hochbetten für tourende Musikgruppen, die »goldene Suite« für Verliebte, das »Chalet«, das wie eine Almhütte aussieht. Das alles in einem alten Fabrikgebäude mit Neonlettern an der Front. Man muss selbst mal in den frühen Morgenstunden in die Lobby kommen und den müden Nachteulen dabei zusehen, wie sie ihre Gulaschsuppe löffeln – die steht dort immer bereit.
Michelberger Hotel, Warschauer Straße 39/40, 10243 Berlin, Tel. 030/29778590, www.michelbergerhotel.com, DZ ab 60 Euro.