Als ich auf Grillenöd ankomme, empfinde ich den Ort als ziemlich entrückt von der Welt: ein Hof mit Holzhäusern, Kapelle und Badeweiher. Es gibt keine Nachbarn, dafür jede Menge Tiere. Die Hühner picken um den Frühstückstisch herum, in der Ferne hört man Esel schreien. Die Bildhauerin Mona Zimen lebt und arbeitet seit mehr als 30 Jahren auf »Hof Grillenöd«: Im Erdgeschoss ihres »Weißen Hauses« finden sich Ausstellungsräume und ihr Atelier. Hier entstehen ihre Kunstwerke aus Bronze, Glas, Silikon und Steinguss. Gegenüber steht das »Rote Haus« – und dort im ersten Stock befinden sich zwei große Ferienwohnungen im skandinavischen Stil. Die Scheune darunter wurde erst kürzlich zu einem Veranstaltungsraum umgestaltet, da wird im Sommer Kunst ausgestellt, Literatur vorgelesen und Wein getrunken.
In diesen Tagen auf Grillenöd gibt es für mich als Stadtkind viele erste Male: Bis auf einen Bauern und zwei Radfahrern begegne ich keinem anderen Menschen – so lange war ich noch nie für mich. Nachts höre ich die Siebenschläfer quieken – ein Geräusch, das mir neu ist. Beim Baden tauche ich meinen Kopf im trüben Wasser des Weihers unter, obwohl es mir Angst macht. Im Hühnerstall sammle ich die Eier ein, obgleich sich mir der stolze Hahn in den Weg stellt. Und mit 34 Jahren gehe ich zum ersten Mal in meinem Leben allein im Wald spazieren. Auf dem Heimweg im Zug denke ich: Vielleicht bin ich es eher, die von der Welt entrückt lebt, in der Großstadt, fernab der Natur.
Hof Grillenöd, Grillenöd 1
94542 Haarbach
Bayern, Tel. 08535/91 23 99
Ferienwohnung wochenweise (von Sa. bis Sa.) 139 Euro/Nacht für zwei Erwachsene und zwei Kinder
grillenoed.de
