Ein unwirklicher Moment nach zwei Stunden, als man inmitten einer fremden Familie diskutiert, wer den größten Hunger hat und wann man morgen Schlittschuh laufen sollte: Ist man nicht Gast, eben angereist, morgen wieder fort? Scheint keine Rolle zu spielen im »L’arbre à châpeaux«, diesem alten Bauernhaus am Ufer des Doubs. Dicht gedrängt sitzen alle unterm haushohen Schlot, in dem zu anderen Zeiten Fleisch und Würste geräuchert wurden. Der Kamin ist eine typische Baukonstruktion der Region Franche-Comté, und lange schon hat die Gastgeberin Isabelle davon geträumt, aus ihrem Elternhaus ein Gästehaus zu machen. Seit einem Jahr nun gibt es vier Zimmer und ein wechselndes Menü, das Isabelle zusammen mit ihrem Mann Bazile kocht. Möhren-Ingwer-Suppe etwa, überbackenen Kartoffelstampf, Kochwurst, Salat. Es sind einfache Rezepte, sie schmecken vertraut und doch feiner als zu Hause. Am nächsten Tag geht es im Auto in Richtung Morteau, zum Lac de Chaillexon. Im Winter friert der See wochenlang zu. Knackendes Eis, kilometerweit, ohne Buden und Klimbim. So frei hat man sich lange nicht gefühlt, wohin zuerst? Trägt das Eis auch abseits der Spuren? An der Seespitze trifft man auf den Hauptzufluss, den Doubs. Würde man den hochfahren, käme man am »L’arbre à châpeaux« vorbei. Die Idee ist verlockend, schließlich müsste man nur die Tür aufstoßen und rufen: Ich bin’s. Wundern würde sich niemand.
L’arbre à châpeaux
18, Les Bois du Fourg
Grand’ Combe-Châteleu
Tel. 0033/381 68 19 11
DZ mit Frühstück ab 120 Euro
Foto: Jean-Yves Perton