Auszeit

Früher nahm man am ersten Tag im Urlaub feierlich seine Uhr ab, das war sozusagen die allerletzte Amtshandlung. Wenn man sie zwei Wochen später wiederfand, musste sie aufgezogen werden, und das Datum stimmte nicht mehr. Die Zeit war also tatsächlich stehengeblieben. Heute nimmt man für den gleichen Effekt nicht mehr die Uhr ab, sondern legt das Smartphone von sich. Nach acht Stunden ist aber der Akku leer, und weil man das irgendwie so schlecht erträgt, lädt man ihn doch lieber gleich wieder auf, sicher ist sicher. Ein Gutes hat diese Verlagerung aber: Die Uhr bleibt heute einfach dran. Niemand lässt sich schließlich mehr von zwei harmlosen Zeigern aus der Ruhe bringen, die weder Klingelton haben noch ständig nach einem Update quengeln. Im Gegenteil, endlich ist mal Gelegenheit, die Hemdsärmel hochzukrempeln und diesem eifrigen kleinen Gerät Beachtung zu schenken, das so lieb analog vor sich hin werkelt und so beruhigend tickt wie ein weit entferntes Metronom. Das ist, pardon, Uhrlaub!

Armbanduhr: Omega Seamaster 300 »Spectre« Limited Edition.

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Foto: Jonas Unger