Sportliteratur

Mit den Wörtern ist es wie mit den Schuhen. Sie sind in Mode oder nicht. Ein solches Modewort hat unseren Kolumnisten inspiriert: »kafkaesk«

Zum Dahinschmelzen: Sneaker »Cesare« von Ermenegildo Zegna.

Foto: Allyssa Heuze/Industry Art

Zu den etwas strapazierten Begriffen gehört das Wort »kafkaesk«. Es war eine Zeit lang in Mode, alles Mögliche kafka­esk zu finden, von ausbleibenden Straßenbahnen bis zur Inneneinrichtung von Büros. Aber eigentlich haben diese Dinge nichts mit Kafka zu tun. Das Einzige, zu dem das Adjektiv wirklich passt, ist Kafkas Werk. Bei diesem Foto könnte man allerdings noch mal eine Ausnahme machen. Denn die gelben Bällchen, die hier liegen, erinnern stark an die allerkafkaeskeste Geschichte von Kafka, nämlich die von Blumfeld, dem älteren Junggesellen. Der muss eines Abends feststellen, dass in seiner Wohnung zwei kleine Bälle auf ihn warten und lustig um ihn herumspringen, während er ins Bett geht. Am Morgen sind sie immer noch da, Herr Blumfeld legt ihnen Teppiche unter, damit es für die Nachbarn nicht so laut ist. Es ist eine sehr gute Geschichte. Über ­Sneaker hat Franz Kafka zeitlebens nichts geschrieben, Turnschuhe sind also null kafkaesk, aber durchaus gelegentlich praktisch.