Finderlohn

Anstatt zu Tindern könnten wir uns alle mal wieder auf traditionelle Datingmöglichkeiten besinnen, findet unser Kolumnist. Dann kann auch ein Bäumchen zum Kommunikationsmittel werden. 

Beste Aussichten: Umhängetasche »2002 Sieste au Paradis« von Hermès.

Foto: Alyssa Heuze

Wer sich als Single mit Tinder und Co. nicht anfreunden kann, hat auch andere Möglichkeiten. In einigen Regionen Deutschlands wird das Kennenlernen zum Beispiel traditionell noch mit Liebesmaien geregelt. Der Vorgang ist ebenso einfach wie übergriffig. In der Nacht zum ersten Mai stellt ein Mann (Tradition!) eine geschmückte Birke an das Haus, in dem eine Angebetete wohnhaft ist. Einen Monat lang gemahnt das trocknende Gehölz dann stumm an den Verehrer, der es in der Nacht zum ersten Juni wieder abholt und wertstoffgerecht entsorgt. Dafür wird – unausgesprochen – eine Belohnung in Form eines gemeinsamen Essens o. Ä. erwartet. Selbst wenn es heute wohl kein Problem wäre, den Brauch für beide Geschlechter zu öffnen, ist doch fraglich, ob das Schaffen von öffentlichem Druck dem Verlieben insgesamt zuträglich ist. Dann vielleicht lieber eine neue Handtasche in einen Baum hängen und darauf hoffen, dass sie diesen Liebesgruß beim gemeinsamen Spazieren zufällig findet? Ach nee, das ist ja Ostern.