Große Fußstapfen

Das Wegbier kennt jeder - aber wissen Sie auch, was der Stehwein ist? Unser Autor geht den Geheimnissen eines konspirativen Weinkonsums auf den Grund. 


Erntegut: Pumps mit Holzabsatz, von Jacquemus.

Foto: Thomas Albdorf

Wer gelegentlich die schöne Stadt Meran besucht, sollte sich dort beim Stadtarchivar nach dem Stehwein-Kult erkundigen. Das ist ein obskures Männerbündnis, das daselbst 1842 ausgerechnet von einem Münchner Journalisten mitbegründet wurde. Wie der Name schon nahelegt, ging es um den konspirativen Konsum von Wein im Stehen, was zu den eher besseren Motiven für einen Geheimbund gehören dürfte. Leider hat sich der Stehwein-Trend damals aber nicht ganz durchgesetzt und geriet in Vergessenheit. Erst in den 1990er-Jahren wurde der Bund von einigen tapferen Herren wiederbegründet, und bis heute trinkt man, wie es heißt, einmal im Monat im Stehweinzimmer eines örtlichen Schlosses Wein. So segensreich kann die Arbeit von Münchner Journalisten nachwirken! Was die Damen machten, während ihre Männer im Stehen süffelten, ist historisch nicht überliefert. Tranken sie Bier im Sitzen? Legten sie einander Trauben in ihre Stöckelschuhe, als Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit? Leider alles sehr geheim.