Mörderischer Trank

Der größte Helfer der deutschen Tatort-Fernsehkommissare: die Kaffeetasse. Mit deren Hilfe wurde noch jeder Täter überführt.

Kaffeesatzlesen: Beistelltisch »Caulfield« von Minotti, gesehen bei Egetemeier Wohnkultur München

Foto: Sarah Fürbringer

In vielen Fällen genügt es deutschen Fernsehkommissaren, am Tatort einen Blick auf den Tisch zu werfen. Stehen dort zwei benutzte Kaffeetassen, ist die Sache gleich halbwegs klar, und es fällt immer der unheilvolle Satz: »Sie scheint ihren Mörder gekannt zu haben.« Genauso oft kommt es vor, dass die Wohnung eines Verdächtigen zwar leer ist, aber noch eine Kaffeetasse auf dem Designer-Beistelltisch steht. Dann muss der Ermittler den Finger in den Kaffee tunken und sagen: »Noch warm. Er kann nicht weit sein.« Manchmal ist auch ein verräterischer Lippenstiftabdruck am ­Porzellan, der auf irgendwas hindeutet. Man kann jedenfalls sagen, dass die TV-Kriminalistik ohne Kaffeetassen ziemlich im Dunkeln tappen würde. Zwei halb volle Kaffeetassen ohne einen dazugehörigen Menschen hingegen, ohne ­Lippenstiftabdruck und ohne Tatort, so wie auf diesem Foto, geben wirklich Rätsel auf. Das ist doch kein Fernsehkrimi mehr, das muss eine von diesen neuen Mystery-Serien sein!