Laubkunst

Wie würde die Stadt aussehen, wenn nie ein Mensch etwas gegen abgefallene Blätter unternommen hätte? 

Naturverbunden: Herrenmantel aus der »Laminar«-Kollektion von Herno. 

Foto: Sebastian Lager

Es ist gesellschaftlich anerkannt, sich über Laubbläser zu echauffieren. Tatsächlich sind diese Geräte unerfreulich, was das Akustische angeht, aber auch weil sie Probleme nur verlagern. Ernste Herren, die mit langen Reisigbesen im Wiege­schritt zu Werke gehen, wären jedenfalls stilvoller. Ihnen schaute man beim ersten Spaziergang im Wintermantel gern zu und könnte sich dabei überlegen, wie die Stadt aussähe, wenn nie ein Mensch etwas gegen abgefallene Blätter unternommen hätte. Wenn seit Jahrhunderten eine neue Laub­generation auf die alte gefallen wäre, unzureichend verrottet, Schicht für Schicht als endloses Tiramisu der Natur. Irgendwann wären Straßen und Gehwege verschwunden, es gäbe nur Trampelpfade, auf denen man weich liefe. Alles würde nach Humus riechen, überall wären Käfer und Igel, und schließlich könnten sich die Menschen aus dem ersten Stock einfach hinausfallen lassen. Freilich nur, bis ihre Etage ebenfalls vom Laub verschluckt würde. Ist das erstrebenswert? Eher nicht, die Stille aber wäre kolossal.