Umzugskartons sind die heimliche Währung in der Großstadt. »Pssst, ich hätte noch zwanzig im Keller, brauchste?« Es wird so lange damit gedealt, bis sie endgültig kein Kindlers-Literatur-Lexikon mehr in einen Zweizimmer-Altbau befördern können, sondern seufzend auf der Treppe ihr Leben aushauchen (und das desjenigen auslöschen, der in die Lexikon-Lawine gerät). Dieser enorme Werterhalt liegt auch daran, dass es grausam ist, Umzugkartons neu zu kaufen. Was die kosten! Wie schlecht die sich transportieren lassen! Und wie sehr man beim ersten Mal im Baumarkt den Bedarf unterschätzt hat! Deswegen hortet man die Kisten nach dem Umzug halbgefüllt drei Monate im Flur, bis sie irgendwann in den Keller wandern. Dort nehmen sie Platz weg, den man ja für die hausgroßen Kartons von Fernsehgeräten und Druckern braucht – falls man die mal einschicken muss. Wir leben also in einer Kartonwelt, und es wäre sehr praktisch, wenn die leeren Kisten schöne Beine bekämen, auf denen sie nach Gebrauch weggehen.
Zauberhaft: Pumps von Céline, von Max Scharnigg.
Foto: Markus Burke