Vogelwild

Egal ob im Stadion oder im Bus – schräge Sitznachbarn sind unvermeidbar. Wie man mit den verrückten Artgenossen umgeht, weiß Max Scharnigg.

Das Gesetz der Hingesetzten lautet: Egal, ob im Stadion oder im Bus, irgendwie erwischt man immer den Platz neben dem schrägen Vogel. Also jemandem zum Beispiel, der als Proviant ein halbes Dutzend gekochte Eier mitgebracht hat. Der Ferngespräche führt, aber ohne Telefon, manisch die Finger knacken lässt oder selbst gemachte Instrumente benutzt. Schon sitzt man in der Klemme. Soll man vor dem schrägen Vogel flüchten und ihn damit ächten? Seine Schrägheit in Folge vielleicht noch verstärken? Oder darum bitten, das Eierpellen, Tierstimmenimitieren, Fingernägelschneiden vorübergehend einzustellen? Aber dann geht ja möglicherweise die Schreierei los. Also lieber aussitzen und nonverbal menschlich auf ihn einwirken. Nur ärgerlich, dass dann alle anderen im Zug oder im Stadion annehmen, man wäre der Anhang vom schrägen Vogel. Und das ist ja eigentlich noch schlimmer, als selbst der schräge Vogel zu sein. Also nächstes Mal gleich Stehplatz, da kann man sich unauffällig umdrehen.

Foto: Martin Fengel