Sie werde zur Zeit oft interviewt, sagt Niobe Way zu Beginn des Videotelefonats, bei dem sie in ihrer New Yorker Wohnung sitzt: »Vor der Pandemie haben wir nicht oft über Freundschaften gesprochen, jetzt tun wir es. Da hat sich weltweit etwas verschoben.« Sie finde das großartig. Verständlich: Immerhin forscht die Psychologieprofessorin, die unter anderem in Harvard und Yale studiert hat, seit mehr als 30 Jahren zu Freundschaften, vor allem bei Teenagern. Ihr Buch Deep Secrets: Boys’ Friendships and the Crisis of Connection versammelt Interviews, die sie über 20 Jahre hinweg mit Heranwachsenden in den USA und in Nanjing, China geführt hat. Insgesamt hat sie etwa einhundert Artikel und mehrere Bücher zu vor allem entwicklungspsychologischen Themen verfasst, zuletzt erschien 2018 The Crisis of Connection: Its Roots, Consequences, and Solution. Way ist Gründerin des Think-Tanks »Project for the Advancement of Our Common Humanity«, mit dem sie unter anderem ein Interview-Projekt gegen die gesellschaftliche Spaltung an Schulen initiiert und durchführt. Obwohl sie sich in ihrer Forschung hauptsächlich auf Jugendliche konzentriert, hat sie auch zu der Frage, wie man als erwachsener Mensch noch Freunde finden kann – und warum uns das so oft schwerfällt – einiges zu sagen.
»Menschen brauchen viele verschiedene Beziehungen«
Niobe Way erforscht Freundschaften – und weiß, wie man sie auch als Erwachsener pflegen kann. Ihr Rat: Freundschaften sollten eine ganz andere Bedeutung im Leben einnehmen.