Auf dem Podest

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Der Lette Reinis Hofmanis, der Aktmodelle in leeren Zeichensälen fotografiert hat.


N
ame:  Reinis Hofmanis
Geboren: 1985 in Riga
Ausbildung: BA in Visueller Kommunikation an der lettischen KunstakademieWebseite: www.hofman.lv

Herr Hofmanis, Sie haben in Ihrer Bildstrecke Model Aktmodelle fotografiert. Was bringt Menschen dazu, sich nackt auf ein Podest zu stellen?

Keiner von diesen Leuten ist ein professionelles Model. Die meisten haben einen anderen Beruf. Sie sind Tänzer, Bauarbeiter, Sportler, Lehrer oder Circusartisten, und sie haben unterschiedliche Beweggründe, als Aktmodell zu arbeiten. Manche wollen damit schlicht Geld verdienen, andere suchen nach einer Möglichkeit sich auszudrücken oder stehen einfach gerne nackt herum.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

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Da ich Student an der lettischen Kunstakademie bin, kenne ich die Modelle persönlich. Die Studenten in den Zeichenkursen sehen die Modelle eher als eine Art Oberfläche. Sie konzentrierieren sich so sehr auf das Objekt, das sie zeichnen sollen, dass sie den Raum drumherum gar nicht mehr wahrnehmen. Dieses merkwürdige Verhältnis zwischen Künstler und Modell wollte ich mit meinem Projekt erforschen.

Besonders gut aussehen tun die Modelle eigentlich nicht. Haben Sie versucht, ihre schönen Seiten hervor zu heben?

Das war nicht mein Ziel. Unsere Vorstellungen von Schönheit haben sich schon oft verändert, und die gegenwärtige Auffassung von Schönheit finde ich, ehrlich gesagt, eher langweilig. Als Künstler interessiert mich die Ästhetik des Ungewohnten, Sonderbaren. Die Frau in Bild Nummer 2 ähnelt zum Beispiel einer Figur aus einem Rubensgemälde Ich finde sie ausgesprochen schön. Die Dame im letzten Foto könnte einem Werk Schieles entstammen.

Aktmodelle lassen sich malen. Aber lassen sie sich auch gern fotografieren?

Das sind in der Tat ganz unterschiedliche Dinge. Aktmodelle haben eine viel ehrlichere, natürlichere Beziehung zu einem Maler als zu einem Fotografen. Das war auch das Problem bei diesem Projekt. Deshalb habe ich versucht, den Akt des Fotografierens so weit wie möglich dem des Malens oder Skizierens anzupassen. Zeit war dabei sehr wichtig. Jedes Shooting hat mindestens eine halbe Stunde gebraucht, in der man sich aneinander gewöhnt, aber zugleich auch eine gewisse Distanz aufgebaut hat. Ich habe versucht, in meiner Arbeit die echte Beziehung zwischen Modell und Künstler abzubilden.