Das fliegende Auge

Der Pressefotograf Amos Chapple nimmt auf seinen vielen Reisen immer eine kleine Drohne mit, um Sehenswürdigkeiten und Landschaften zu fotografieren. Ein Gespräch über verbotene Aufnahmen und den Reiz von Gewitterwolken.

Name: Amos Chapple
Geburtsdatum: 26.02.1982
Ausbildung: Autodidakt
Wohnort: Devenport, Neuseeland
Website: www.amoschapplephoto.com

SZ-Magazin: Herr Chapple, Ihre Bilder sehen aus, als hätten Sie mit einem sehr hohen Stativ und einer sehr hohen Leiter fotografiert, nicht mit einer kleinen, wackeligen Drohne. Ist es schwer, so gute Aufnahmen hinzubekommen?
Amos Chapple:
Ich habe ungefähr vier Besuche an einem Ort gebraucht, bis ich das richtige Foto hatte. Man muss die Drohne ein bisschen am Himmel herumtanzen lassen, bis man die ideale Höhe und Entfernung vom Objekt raus hat. Und dann muss auch noch das Licht stimmen. Mit einem Hubschrauber wären Luftaufnahmen viel, viel teurer, da müsste man sich jeden Flug gut überlegen, aber bei einer Drohne kann es riskieren, einfach mal einen Testflug mehr zu machen. Mit der Drohne kann ich auch in Regen oder nah an heranziehende Gewitterwolken fliegen, was den Bildern oft eine sehr tolle Stimmung geben kann.

So faszinierend Ihre Reisefotos sind, man sieht Sie selber leider nie darauf. Schon mal ein Selfie mit einer Drohne probiert? 
Nein, ich bin aber auch nicht so fotogen, dass sich das lohnen würde (lacht).

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Sie haben an weltberühmten Sehenswürdigkeiten fotografiert, benötigt man dafür Genehmigungen? 
Einige der Fotos wären heute nicht mehr möglich, vor allem in Europa ist das Drohnenfliegen an vielen Ort stark reglementiert worden - ich verstehe das, ein schöner Sonnenaufgang, den zwölf Drohnen durchkreuzen, das ist eine schreckliche Vorstellung. Die Aufnahmen vom Kreml waren ein ziemliches Risiko, da ist viel Geheimpolizei unterwegs. Da hab ich vorher meine Jacke ausgezogen, damit niemand denkt, ich wäre bewaffnet, also für den Fall, dass die Polizei mich festnehmen will. Eine ziemlich dumme Aktion im Nachhinein betrachtet.

Wie reagieren die Menschen auf eine Drone?
In Europa sind sie oft kritisch. In Indien zum Beispiel darf man aber noch sehr frei Drohnen zum Fotografieren benutzen - und die Menschen freuen sich darüber. Am Anfang bin ich mit der Drohne nah an Menschen herangeflogen, bis mir eine Drohne abgestürzt ist und ich gemerkt habe, dass das nicht ungefährlich ist. Jetzt halte ich großen Abstand.

Gibt es ein Motiv, das Sie unbedingt noch mit einer Drohne fotografieren wollen?
Ja, im Iran gibt es großartige Gebäude und Landschaften, aber ich bekomme keine Erlaubnis. Ich habe alle möglichen Stellen angeschrieben und mir sogar die persönliche E-Mailadresse eines Ministers besorgt, aber keine Antwort bekommen.

Haben Sie einen Tipp für Menschen, die auch mit einer Drohne fotografieren wollen?
Spielen Sie mit dem Wetter, fotografieren Sie im Nebel, in Wolken, durchbrechende Sonnenstrahlen. Meist werden die Fotos nichts, aber wenn eins klappt, dann ist es wahnsinnig gut. Nicht zu weitwinklige Linsen nehmen wäre noch ein Rat - und höher heißt nicht automatisch besser.

(Hier sehen Sie ein BBC-Interview mit Amos Chapple)