Name: Andreas Nestl
Geboren: 1983 in Vipiteno, Italien
Fotografische Ausbildung: Fotoassistenz in Mailand
Homepage: www.andreasnestl.com
SZ-Magazin: Die Kinder tragen barocke Kostüme – war das die Idee der Kinder oder Ihre?
Andreas Nestl: Es war meine Idee. Ich habe schon immer ein Faible für das Theater gehabt. Außerdem interessiert mich die Malerei des Frühbarocks und der Spätrenaissance – Rembrandts Bilder im Besonderen. Die barocke Garderobe half mir, die Träume der Kinder aus ihrem sozialen Kontext zu koppeln und zurück in diese Zeit zu verlagern.
Warum haben Sie die Träume von Kindern inszeniert, nicht die von Erwachsenen?
Mich fasziniert die kindliche Fantasie und ihre Vorstellungskraft. Ich habe mit jedem Einzelnen über seine Wünsche gesprochen, bis wir eine Bildidee fanden, die passte. Für das Projekt habe ich bewusst junge Modelle ohne Schauspielerfahrung gecastet, die aber allesamt starke Persönlichkeiten sind.
Haben Sie als kleiner Junge davon geträumt, einmal Fotograf zu werden?
Nein. Als Kind wollte ich immer Astronaut werden: Bei uns im Garten gab es eine Holzkiste, die ich zusammen mit meinem Vater gebaut hatte. An der Seite stand NASA. Ich glaube sie war noch bis zu meinem Auszug da. Träume sind wichtig für das Erwachsenwerden.
Königin, Elfe oder Ritter – die Kinder in ihren Bildern haben alle sehr romantische Traumvorstellungen. Will denn heute keiner mehr Feuerwehrmann werden?
Es hat mich auch überrascht, wie wenig Kinderträume von Star Wars und Superman handelten. Aber es war Teil meiner Idee, keine Berufe oder allzu Banales in die Fotoreihe aufzunehmen. Die Ästhetik sollte einen kulturellen Hintergrund haben.
Ihre Fotos wirken auf den ersten Blick wie Gemälde – woran liegt das?
Zum einen hat die Maskenbildnerin Christina Wagner tolle Arbeit geleistet. Zum anderen habe ich mit riesigen Filmscheinwerfern gearbeitet, deren hartes Licht extreme Schatten geworfen hat. Die Beleuchtung hob die Kinder stark hervor, fast wie Skulpturen. Ich fotografiere außerdem schon seit Jahren mit einer Hasselblad Digitalkamera. Abschließend wurden in der Bildretusche die letzten kleinen Makel entfernt.
Und was wollen Sie uns mit den Bildern sagen?
Ich wollte ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Generationen schaffen – die Älteren mit der Traumwelt der Kinder bereichern. In unserer Zeit hat man oft das Gefühl, dass jeder für sich lebt. Die Träume, die man als Kind hatte, begleiten einen zwar bis in das Erwachsenenleben, verblassen aber allmählich. Der Betrachter soll in diese Märchenwelt eintreten und eine Brücke zur eigenen Kindheit bauen.