Ein Gesicht pro Tag

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Markus Schwarze, der ein Jahr lang jeden Tag einen Menschen auf der Straße portraitiert hat.


Name: Markus Schwarze
Geboren: 1978 in Hamburg
Ausbildung
: IT-Systemkaufmann
Homepage
: http://day.fotowusel.de

Jeden Tag ein Straßenporträt, und das 365 Tage lang: Wie kommt man auf so eine Idee?
Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch, ich mag es, wenn Projekte Hand und Fuß haben. Im Dezember 2009 habe ich mich gefragt, was ich im nächsten Jahr fotografisch erreichen will. Auf Flickr bin ich auf „365 Tage"-Projekte gestoßen und fand das sofort charmant. Und ich fotografiere einfach sehr gerne Menschen. Also habe ich mir ein paar Sätze zurechtgelegt und sie einfach angesprochen. Die Menschen wollen reden, das ist eine der ganz großen Lehren, die ich ziehe.

Öfters Menschen anzusprechen?
Einzusehen, dass es keine Topmodels sein müssen, die vor der Linse stehen. Auch mit den Menschen, die man spontan in der Fußgängerzone trifft, kann man gute Fotos machen. Gute Fotos sind allgemein eine Frage des Lichts. Und wie man es als Fotograf schafft, die Menschen in dieses Licht zu rücken.

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Was haben Ihnen die Menschen denn so erzählt?
Eine Geschichte hat mich extrem berührt, ich glaube es ist die Nummer 172. Ich war unterwegs am Hauptbahnhof, in der Unterführung und da kam mir dieser Mann mit dem markanten Gesicht entgegen. Ich habe ihn angesprochen und er hat dann komplett mimiklos gesagt: „Dann machen Sie das letzte Foto von mir." Er war kurz zuvor beim Arzt und hat dort die Diagnose bekommen, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Das hat mich sehr mitgenommen.

Nach welchen Kriterien haben Sie ihre Models ausgewählt?
Es ist der zweite Blick. Wenn ich einem Menschen ins Gesicht schaue, weg- und noch mal zurückschaue: Warum schaue ich hin? Was ist das Interessante an dieser Person? Sind es die Haare, das Lachen? Das ist dann meine Begründung, die Menschen anzusprechen.

Sind alle Fotos aus Hamburg?
Hauptsächlich ja. Aber es sind auch Fotos aus Innsbruck, Berlin, München und Mallorca. Ich hab ja jeden Tag mein Foto gemacht.

Was war Ihr Equipment?

Eine Kamera und ein Objektiv. Kein künstliches Licht, kein Blitz. Die Kamera, die ich benutze, hat keinen internen Blitz. Ich fotografiere mit Festbrennweiten, da braucht man nicht sehr viel Licht, um gute Fotos zu schießen. Ich habe immer vorhandenes Licht benutzt, zum Beispiel die Strahler in den Schaufenstern, die Reflektionen auf die Straße werfen. Meine Tasche ist kleiner als jede Frauenhandtasche.

Sind die Bilder nachbearbeitet?
Sehr. Ich passe zum Beispiel die Farben an, oder arbeite die Strukturen in den Gesichtern heraus. Also ich fange nicht an, künstlich Falten zu betonen, aber ich schau schon, dass man merkt, dass ich einen Menschen fotografiert habe und keine Wachsfigur. Pro Bild sind das ungefähr 25 Minuten reine Bearbeitungszeit.