Medical Simulation

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Jim Johnston, der die absurde Atmosphäre in einem Simulationskrankenhaus eingefangen hat.

Name: Jim Johnston
Geboren: 23. Mai 1979 in Bristol
Ausbildung: University of Plymouth
Homepage: www.jimjohnston.co.uk

SZ-Magazin: Herr Johnston, Sie fotografieren Gummipatienten, Kunstblut und Show-Operationen. Was ist das für ein Ort, an dem Sie diese „Medical Simulation“-Fotos gemacht haben?
Jim Johnston: Dieses Simulationscenter steht in der Stadt, aus der ich komme. Es ist eine medizinische Übungseinrichtung, die erste ihrer Art in Großbritannien und eine der erfolgreichsten der Welt.

Wer genau übt dort?
Im Grunde jeder, der im medizinischen Bereich tätig ist: Ärzte jeden Alters, Krankenhelfer und Studenten. Sie können dort Operationen durchspielen, lernen in Gruppen zu arbeiten und von Trainern durch verspiegelte Wände beurteilt werden. Es ist unglaublich, wie realistisch alles nachgebaut ist. Vom ersten Moment an kommt es einem dort total echt vor. Deshalb ist es auch möglich Krisen zu konstruieren und zu bewältigen. Was passiert, wenn das Herz eines Babys nicht mehr schlägt und wie reagieren die Studenten, wenn beim Transport eines Schwerverletzten der Fahrstuhl defekt ist?

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Ist es denn ein Unterschied zum realen Leben im Krankenhaus?
Im Verhalten der Stundenten glaube ich nicht. Sie stehen unter Druck und müssen sich hier genauso konzentrieren.

Wie hat es sich für Sie angefühlt?
Total seltsam. Es ist viel ruhiger als im Krankenhaus. Manchmal hört man nur den Schrei eines Babys, maschinell erzeugt natürlich. Ich war ohne Assistent unterwegs und habe mich anfangs sehr allein dort gefühlt. Doch dann registrierte ich, dass die Modelle mit ihren Lidern blinzeln, sich ihre Brust beim Atmen auf und ab bewegt. Die Trainer haben ihnen Namen gegeben und üben mit manchen lieber, als mit anderen. Gerade so, als hätten diese Figuren Persönlichkeiten. Irgendwann erwischte ich mich dabei, einen der Simulationspatienten um Verzeihung zu bitten, weil ich ihn versehentlich angerempelt hatte. Das ist schon ein komisches Gefühl.

Es wirkt ein wenig deprimierend und traurig. Ähnlich wie Ihre Foto-Reihe „The Search“, wo ein Mann seinen Bruder sucht. Was reizt Sie an diesen traurigen Geschichten und woran arbeiten Sie momentan?
Ich hoffe, diese Simulationsreihe fortführen zu können. Vielleicht bei einer Fluggesellschaft oder dem Militär. Wirklich deprimierend finde ich das gar nicht. Mich faszinieren diese Orte und Geschichten einfach. John bei der Suche nach seinem Bruder zu begleiten war zum Beispiel wirklich eindrucksvoll.

Fotos: Jim Johnston