Name: Shinji Minegishi
Geboren: 29. Januar 1981
Ausbildung: Wirtschaftsstudium an der Tōkai-Universität (abgebrochen), freie Fotoassistenz u. a. bei André Rival und Peter Langer
Website: www.shinjiminegishi.com
Sie kommen ursprünglich aus Tokio. Was hat Sie nach Berlin geführt?
Shinji Minegishi: Ich wollte ein Jahr lang im Ausland Erfahrungen sammeln. Ich reiste nach London, Amsterdam, Antwerpen und Berlin. Dann habe ich mich für Berlin entschieden.
Nach einem Jahr sind Sie aber nicht wieder zurückgegangen. Warum?
Das lag an diesem Fotoprojekt. Es hat doch mehr Zeit in Anspruch genommen als ich dachte. Der Fernsehturm ist fast überall in Berlin sichtbar. Interessante Plätze für die Fotos zu finden war aber relativ schwierig. Ich war damals fast jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs und habe nach Locations gesucht. Schließlich habe ich bis 2010 daran gearbeitet. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich finanziell in Berlin überleben kann. Neben dem Projekt arbeitete ich als Fotoassistent. Bis ich als selbstständiger Fotograf Fuß fassen konnte, hat es lange gedauert, aber 2010 bekam ich dann den ersten großen eigenen Auftrag.
Welche Bedeutung hat der Fernsehturm für Sie?
Als ich nach Berlin kam, war alles neu für mich. Ich war orientierungslos in dieser neuen Stadt. Sobald ich aber den Fernsehturm sah, konnte ich irgendwie nach Hause finden.
Was ist das Thema der Fotostrecke? Die Orte, die Sie fotografiert haben, oder der Fernsehturm selbst?
Ich habe nach Orten gesucht, von denen aus der Fernsehturm sichtbar ist. Er ist das eigentliche Motiv. Trotzdem ist auch der Vordergrund wichtig. Er sollte unbekannte, aber fotogene Orte zeigen. Ich wollte eine interessante Kombination zwischen Vordergrund und Hintergrund schaffen.
Worauf achten Sie bei der Umsetzung Ihrer Fotos?
Mir ist es wichtig, dass hinter einer Fotoserie eine Geschichte steht. Bei diesem Projekt ist es die Geschichte meiner eigenen Naivität, wobei dieser Begriff im Deutschen eher negativ belegt ist. Für mich hat die Naivität eine neutrale Bedeutung. Meine Fotos sollten durchschnittlich und banal, aber nicht gleichmäßig sein. Unvollkommenheit ist für mich eine ganz wichtige Eigenschaft.
Fotos: Shinji Minegishi