Sommersehnsucht in Blutorange

Hans Gerlach setzt bei seiner Zitrus-Tarte-Variante auf Blutorangen. Die sind etwas milder als Zitronen und die Tarte kommt dadurch mit weniger Zucker aus. Einen nützlichen Tipp für die richtige Ofentemperatur hat er auch noch parat.

Pistazien auf der Tarte sorgen für frische Farbtupfer

Foto, Video & Text: Hans Gerlach

Ist es nicht paradox, dass die Frucht, die vielleicht am stärksten Sommer und Sonne symbolisiert, dass gerade die Zitrone ihre Hauptsaison im Winter hat? Zumindest in Europa. Auf jeden Fall liebe ich diese Sommerfrische, wenn es draußen kalt ist, und habe auch schon verschiedene Zitrusfrucht-Tartes für Sie gebacken: mal mit Lebkuchengewürz und Hutzelbirnen für Weihnachten, in einer Mini-Version als Geschenk und als amerikanisch-opulente Sieben-Eier-Version – alle drei schmecken sehr gut. Doch jetzt habe ich meinen Gral der Zitronen-Tartes gefunden. Das Rezept ist besonders einfach und elegant, Orangen oder Blutorangen bringen etwas mildere Zitrusaromen mit, als die Zitronen. Deshalb kommt die Crème ohne zusätzliche Crème fraîche, Dosenmilch oder ähnliches aus. Außerdem brauche ich etwas weniger Zucker und Eier als sonst üblich. Und der Kuchen schmeckt wirklich besonders fruchtig und frisch – auf jeden Fall ein Rezept fürs tägliche Repertoire. Sie könnten zusätzlich noch eine Baisermasse auf den Kuchen geben und kurz abflämmen, so wie für einen Key Lime Pie – ich mag meine Tarte lieber ohne Haube.

Die Tarte beim Test in meiner Küche zuhause war genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Beim Backen fürs Foto gab es dann aber unerwartete Probleme, der Kuchen war viel zu schnell fertig und die Oberfläche der Füllung wurde etwas uneben. Im Video sehen Sie das – geschmacklich machte es kaum einen Unterschied. Um den Fehler zu finden, legte ich ein Thermometer in den Versuchsküchenofen – und tatsächlich heizt der Ofen seit neuestem auf 200 Grad, wenn ich 180 Grad einstelle. In Kochbüchern heißt es ja regelmäßig, dass jeder Ofen seine eigene Temperatur festlegt, das habe ich selbst auch schon oft so geschrieben, aber eher nur zur Sicherheit. Zur Kontrolle lege ich nämlich immer wieder ein Thermometer in den Ofen, meine Rezepte sollen schließlich zuverlässig funktionieren. Und bisher waren die Abweichungen bei allen Öfen minimal. Der Reparaturservice meinte jedoch 20 Grad wären tatsächlich die normale Toleranz, da gibt es nichts zu reparieren. Falls die Creme in Ihrer Zitronentarte also schon nach 10 Minuten fest werden sollte, dann haben auch sie einen besonders heißen Ofen – stellen Sie die Temperatur beim nächsten Mal etwas niedriger ein.

Zitronen-Tarte mit Blutorangen

Zubereitungszeit
1
Back- und Ruhezeit
1,5
Schwierigkeit

Zutaten:

Für 4 Personen
  • Für den Mürbeteig
  • 150 g Mehl
  • 3 EL Zucker
  • 100 g Butter und etwas mehr Butter für die Tarte-Form aus Metall (⌀ 26-28 cm) Butter
  • Zitronen-Orangen-Creme
  • 3 saftige Bio-Zitronen Zitrone
  • 5 Blutorangen oder andere Orangen Blutorange, Orange
  • 3 Eier (M) Ei
  • 175 g Zucker
  • 60 g Butter
  • 2 EL grüne Pistazien Pistazien

1. Für den Mürbeteig Mehl, Zucker, Butter in einer großen Schüssel miteinander verkrümeln. Dann erst 2 EL kaltes Wasser unterkrümeln und zügig zu einer Kugel kneten. Zugedeckt 30 Min. im Kühlschrank ruhen lassen.

2. Zitronen und 1 Orange heiß waschen und gründlich abtrocknen. Die Schale fein abreiben, etwa 150 ml Zitronensaft und 100 ml Orangensaft auspressen, mit Eiern, Zucker und Butter in einer Metallschüssel über einem kochenden Wasserbad erhitzen, bis die Creme dicklich wird. Dabei ständig rühren. Die Creme aus dem Wasserbad nehmen, in eine kalte Schüssel umfüllen und abkühlen lassen. Vor allem zu Beginn ab und zu umrühren.

3. Den Backofen auf 180 Grad vorheizen (keine Umluft). Den Teig auf einer mit Mehl bestäubten Arbeitsfläche dünn ausrollen. Eine Tarteform buttern und mit dem Teig so auslegen, dass ein 2 cm hoher Rand entsteht – den Teig nur vorsichtig in die Form drücken, sonst klebt er beim Backen leicht an – bei Tarteformen mit Hebeboden kann man auch ein Stück Backpapier auf den Boden legen, dann kann sicher nichts passieren. Noch einmal 15 Minuten kühl stellen, dann mit Backpapier belegen und mit getrockneten Bohnen oder Erbsen beschweren. Tarte auf der untersten Schiene 30 Minuten backen. Folie mit den Hülsenfrüchten entfernen, die Zitronencreme einfüllen, im Ofen 12 - 15 Minuten fertig backen – wenn Sie sanft an der Form rütteln wackelt die Füllung wie ein Pudding, wirkt aber nicht mehr flüssig. Aus dem Ofen nehmen, kurz abkühlen lassen.

4. Vorsichtig aus der Form lösen. Die Orangen schälen und entweder einfach in dünne Scheiben schneiden (dann reichen 2 Orangen) oder filetieren, dann braucht man 4 Orangen.

Die Tarte erst kurz vor dem Servieren mit Orangenscheiben oder Filets belegen und mit Pistazien bestreuen.