Gebratene junge Knoblauchzehen mit Kartoffeln, Waldpilzen und Schafgarbe

Unkraut? Von wegen! Viele unerwünschte Kräuter eignen sich hervorragend als Gewürze oder Salate. So zum Beispiel die Schafgarbe, die diesem edlen Ragout aus gebratenen Knoblauchzehen, Kartoffeln und Waldpilzen den letzten Schliff gibt.

Pfefferkörner und Schafgarbe geben diesem Rezept den letzten Schliff.

Text, Foto & Video: Hans Gerlach

Es gibt kein Unkraut! So heißt es seit ein paar Jahren, doch es reicht nicht, so eine Erkenntnis zu postulieren. Denn egal, wie viele Wildbienen und Schmetterlingsarten sich am Giersch laben, wächst er doch gerne an Stellen wo wir ihn erstmal nicht wünschen. Selbst wenn wir Giersch wertfrei und ohne Vorurteile betrachten, lauern Interessenkonflikte im Alltag. Mit meiner sehr empfehlenswerten und erfolgreichen Unkraut-Vermeidungs-Strategie orientiere ich mich an der Philosophie des Königs in St. Exupérys Kleiner Prinz. Der König praktiziert eine Art weisen Absolutismus, in Bezug auf den Garten würde ich seine Gedanken umformulieren: »Lerne lieben, was du nicht verändern kannst«. Damit meine ich WIRKLICH lieben, nicht nur so tun, als ob. Um es gleich dazu zu sagen: Funktioniert fast immer, aber nicht unbedingt bei spanischen Wegschnecken (ich weiß nicht ob Wegschnecken-Diplomat Axel Hacke einen Gemüsegarten pflegt). Und ich bin auch froh, dass noch keine Quecke ihren Weg in mein Gemüsebeet gefunden hat.

Aber Giersch, eigentlich Fluch aller Hobbygärtner, schmeckt zum Beispiel ganz gut als Blattgemüse oder im Salat, zumindest, solange die Blätter noch klein sind. Nicht so gut, dass ich mir sehr oft Gierschgemüse dünsten würde. Aber wenn ich Giersch im Garten sehe, denke ich mir: »Aha, Giersch. Vielleicht ernte ich den bald mal.« Auch erinnere ich gut, wie ich mich über einen Fotografen lustig gemacht habe, auf dessen Gemüsegarten-Bildern mehr Vogelmiere als Karotte zu sehen war. Inzwischen habe ich verstanden, dass Vogelmiere eine der besten Salatsorten ist, eine Kostbarkeit! Leider dauert es eine Weile, genug Miere für die ganze Familie zu sammeln. Aber schon eine Handvoll davon macht jeden Salat besser. Seit kurzem beginne ich mich sogar mit der zähen Zaunwicke anzufreunden. Sie gehört zu den sehr hartnäckigen Wurzelkriechern, sieht aber aus wie eine Miniatur-Erbsenpflanze mit hübschen Blüten und zarten Blättern. Beide schmecken wie junge Erbsen, sehr gut im Wildkräutersalat – nur die Schoten und Samen sind giftig, die also nicht essen.

Schafgarbe ist heute das i-Tüpfelchen für ein ziemlich edles Ragout aus gebratenen Knoblauchzehen, Kartoffeln und Waldpilzen. Das Heilkraut ist unter anderem gut für die Galle. Die jungen Blätter sind sehr fein gefiedert, sie schmecken zartbitter, leicht herb, würzig nach Wald. Zu viel davon wird penetrant, aber als kleiner Mini-Würzsalat sind sie wunderbar. Eigentlich findet man Schafgarbe sehr unkompliziert an Weg- und Waldrändern (bitte nur selbst sammeln, wenn Sie Schafgarbe eindeutig erkennen, es gibt Giftpflanzen die entfernt ähnlich aussehen), im verwöhnten München gibt es Giersch aber auch auf dem Viktualienmarkt. Ich überlege, das würzige Kraut im Garten anzusiedeln. Schafgarbe gehört allerdings wie Giersch und Wicke zu den Wurzelkriechern, es gibt keinen Weg zurück.

Gebratene junge Knoblauchzehen mit Kartoffeln, Waldpilzen und Schafgarbe

Zubereitungszeit
1
Back/Gesamtzeit
20
Schwierigkeit

Zutaten:

Für 4 Personen
  • 2 Knollen (!) junger Knoblauch – die Zehen nicht zu groß Knoblauch
  • 150 ml Milch
  • 500 g kleine, evtl. neue Kartoffeln Kartoffel
  • 6 EL Olivenöl
  • Salz
  • 200 g frische Morcheln oder Pfifferlinge Morcheln, Pfifferlinge
  • 1 Handvoll Schafgarbe (oder andere Wildkräuter) Schafgarbe, Wildkräuter
  • 1 EL grüne Pfefferkörner, frisch (Asienladen) oder aus dem Glas Pfeffer
  • 300 ml erstklassige Kalbsjus (oder Kartoffelschalen-Jus, die haben wir fürs Foto und den Rezepttest gekocht) Kalbsjus, Brühe
  • 1 EL Butter oder pflanzliche Butter Butter
  • 1/2 Zitrone

1. Knoblauchzehen schälen und in Milch knapp 10 Minuten fast weich kochen, dann abgießen und gut abtropfen lassen. In der Zwischenzeit die Kartoffeln sauber waschen, gut abtrocknen, halbieren und mit 3 EL Olivenöl in einer großen Pfanne, die nicht klebt, bei etwas mehr als mittlerer Hitze in 15 Minuten goldbraun und knusprig braten, dabei gleich salzen und in den ersten 10 Minuten einen Pfannendeckel so auflegen, dass er nicht ganz schließt. Häufiger wenden.

2. Die Pilze waschen, abtropfen und auf einem Küchentuch noch etwas besser trocknen. Schafgarbe waschen und trockenschleudern. Pfefferkörner von den Rispen lösen. Kalbsjus um die Hälfte einkochen – auch wirklich gute Jus aus dem Glas muss man in der Regel noch etwas mehr konzentrieren, die selbstgekochte Kartoffeljus dagegen nicht.

3. Knoblauchzehen in einer zweiten Pfanne mit Olivenöl und Butter bei etwas mehr als mittlerer Hitze hellgolden braten, auf einen Teller legen. Die Pilze in der Knoblauchpfanne 2-3 Minuten braten, dabei auf große Hitze stellen. Vom Herd nehmen, Pfefferkörner zugeben, bis 20 zählen, dann mit der Jus aufgießen, die soll nur aufkochen, nicht wild einkochen.

4. Kartoffeln und Knoblauchzehen anrichten. 3 EL frisches Olivenöl und 1-2 EL Zitronensaft in die Pilzsauce geben, locker umrühren. Pilze und Vinaigrette mit Kartoffeln und Knoblauchzehen anrichten. Schafgarbe auf dem Gericht verteilen.