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Der Dirigent Paavo Järvi im »Interview ohne Worte«: über zeitgenössische Musik, seinen berühmten Vater und das wichtigste Körperteil des Dirigenten.

Geboren: 30. Dezember 1962 in Tallinn
Beruf: Dirigent
Ausbildung: Dirigier- und Schlagzeugstudium in Tallinn, Philadelphia und Los Angeles
Status: Klassischer Rocker

Paavo Järvi wurde in Estland zunächst als Schlagzeuger einer Rockband bekannt, aber der Dirigent stand ihm schon als Kind vor Augen. Er hatte auch kaum eine andere ­Chance: der Vater der berühmte Dirigent Neeme Järvi, der Bruder Dirigent, die kleine Schwester Flötistin. Der Vater warnte ihn vor Beethoven, an Beethoven komme er nicht vorbei. Er hat Recht behalten. Als Järvi alle Beethoven-Sinfonien aufnahm, hatte er Bammel, wollte alles richtig machen, aber vor allem will er mit der Musik ein Gefühl erzeugen, in ihr eine Geschichte finden. Järvi schwärmt von der Eroica: Beethoven schlage einem zweimal ins Gesicht, bamm, bamm, halt’s Maul, und dann baue er darauf auf. Nach Beethoven nahm Järvi mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen alle Sinfonien von Schumann auf, die erst niemand und dann alle wollten, und zuletzt die Sinfonien von Brahms. Mittlerweile ist er Chef von mehreren Orchestern, im Herbst kam das Tonhalle-Orchester Zürich dazu. Dabei passt ihm der Ausdruck Chef gar nicht, niemand dürfe ihn Maestro nennen. Järvi zitiert gern Jimi Hendrix: Entscheidend sei die Macht der Liebe, nicht die Liebe zur Macht; deswegen führe er ein Orchester auch nicht durch Autorität. Vor Kurzem erschien seine erste CD gemeinsam mit dem Tonhalle-Orchester, mit vier Werken von Olivier Messiaen.