Wie wichtig nehmen Sie Buchkritiken, Jeannette Walls?

Die »Schloss aus Glas«-Autorin im Interview ohne Worte über ihr Mittel gegen Schreibhemmungen, ihre größte Schwäche und Woody Harrelson als Film-Vater.

Geboren 21. April 1960 in Phoenix, Arizona 
Beruf Schriftstellerin und Journalistin 
Ausbildung Studium am Barnard College, New York  
Status Schreib dich glücklich

Jeannette Walls’ Buch Schloss aus Glas, das 2005 erschien, war etwas sehr Besonderes. Das lag an der wahren Geschichte, einer Kindheit voller Entbehrungen und Enttäuschungen, das lag aber auch an ­ihrem Blick auf diese Kindheit. Anfangs nimmt sie das Publikum noch für den verrückten Vater ein, der seine Kinder ja wahrhaftig liebt und ihnen die Sterne vom Himmel schenkt. Erst nach und nach stellt sich heraus, wie lebensuntüchtig und alkoholkrank der Vater ist und wie verantwortungslos und selbstsüchtig die Mutter, die ihren hungrigen Kindern heimlich das letzte Stück Schokolade wegisst, eine Szene, die man nicht vergisst.

Im Film Schloss aus Glas spielen Woody Harrelson und Naomi Watts diese Eltern, und auch wenn der Film manches hollywoodesk romantisiert, ist er hart genug. Jeannette Walls verließ die Familie, als sie 17 war, und irgendwie schaffte sie es, ­einigermaßen heil da rauszukommen. Mit dem Buch verdiente sie gut, kaufte sich mit ihrem Mann eine Farm in Virginia, nahm ihre Mutter bei sich auf, die bis zu ihrem Tod dort lebte. Walls schreibt Bücher über so starke wie wilde Frauen, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen. Die Heldin in Ein ungezähmtes Leben ist ihre Großmutter Lily, und Sallie im neuen Roman Vom Himmel die Sterne ist ein fiktives Geschöpf, das Lily in manchen Dingen ähnelt.