Wie kommen die Finnen eigentlich durch den Winter, Ville Valo?

Der Sänger im Interview ohne Worte über seinen Ruf als Sexsymbol, seine Beziehung zur Jugend von heute und Inspirationsquellen.

Geboren: 22. November 1976 in Helsinki
Beruf: Singer/Songwriter
Ausbildung: kein Abschluss
Status: Schattenmann

Nach dem Geheimnis seiner Schaffenskraft gefragt, merkte der österreichische Schriftsteller, Einsiedler und Obergrantler Thomas Bernhard einmal an, er schreibe sich »den Selbstmord vom Leib«. Ob Ville Valo ein ähnlicher Fall ist, lässt sich schwer sagen, sein therapeutischer Ansatz scheint aber der gleiche zu sein: Seit fast 30 Jahren singt er mit nicht nachlassendem Schmelz über Rasierklingen, Einsamkeit und die Liebe, die Nein sagt. Er nahm den Weltschmerz des Grunge, filterte die ärgsten Cobain’schen Selbsthass-Exzesse heraus und rührte stattdessen etwas schmachtende Romantik unter – eine Mischung, die ab der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre sehr gut ankam, wobei die Herkunft aus Finnland, diesem Land der Seen und Wälder hoch oben im Norden, auch zu seiner Vermarktung ­beitrug. Seine Band hieß HIM und war irgendwie Goth, aber nicht satanistisch, sondern Musik für schwere Stunden, immer auch trost­spendend, eine Art Novalis-Gedicht mit E-Gitarre. 2017 löste sich die Band auf, Ville Valo musste sich die Wunden lecken – und kam 2020 unter dem Namen VV als Solokünstler zurück. An seinen ­Herzensthemen hat sich nichts geändert. Seit Anfang des Jahres tourt er mit seinem neuen Album Neon Noir durch die Welt und kommt damit weiter sehr gut an.