»Kiffen – wir?«

Da blubbern die Bongs schon in Vorfreude: Cypress Hill haben ein neues Album gemacht. Im Interview berichtet Perkussionist Eric Bobo vom Lieblingshobby der Gangstarap-Veteranen, vom Abhängen mit Snoop Dogg und von seinem berühmten Vater, dem Latin-Musiker Willie Bobo.

Die Rapper Sen Dog (rechts) und B-Real sind die Köpfe hinter Cypress Hill

Foto: Priority Records

Cypress Hill standen lange für Gangstarap, Kiffen und Latino-Power. Inzwischen stehen sie jedoch auch für die Verbindung von HipHop und Rock – leider, denn im Gebratze brachialer Metallgitarren geht meinem Empfinden nach viel von der rhythmischen Raffinesse verloren, die HipHop prägte. Das ist auch auf dem neuen Cypress-Hill-Album so, das am vergangenen Freitag herauskam. Rise Up markiert einen Neuanfang für die seit 1991 bestehende Gruppe, die nach etlichen Jahren bei Sony nun bei Priority Records unter Vertrag ist, das jüngst unter der Führung von Snoop Dogg gerelauncht wurde. Als mir zum Interview statt B-Real oder Sen Dog der Perkussionist Eric Bobo vorgeschlagen wurde, war ich zuerst ein bisschen enttäuscht. Sobald ich von seinem berühmten Vater erfuhr, bekam das Interview allerdings eine neue Dimension.

Eric Bobo, erzählen Sie von Ihrem Vater, dem Latin-Perkussionisten Willie Bobo!
Das wichtigste, was er mir mitgegeben hat, war die Wertschätzung für viele verschiedene Arten von Musik. Er hat sich alles mögliche angehört, auch neue Sachen, und sich davon inspirieren lassen. Mein Vater kam aus einer Zeit, als in der Musikszene ein harter Konkurrenzkampf herrschte. Seinen Platz im Rampenlicht musste er sich erkämpfen, und er verwendete viel Energie darauf, seine Musik frisch und lebendig zu halten.

Ihr Vater hat mit Jazz-Größen wie Dizzy Gillespie, Herbie Hancock, Stan Getz, Mongo Santamaria und Cal Tjader gespielt. Da konnte er sich bestimmt keine Schwäche erlauben.
Ja, damals musste man einfach spielen können! Mein Vater hat mit so vielen großartigen Musikern gespielt, die alle miteinander im Wettbewerb standen, und er musste einfach herausstechen. Das ist heute anders, da sind instrumentale Fähigkeiten längst nicht mehr so wichtig.

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Was ist sein bestes Album?
Spanish Grease
ist klasse, das ist ja auch sein bekanntester Song. Uno, Dos, Tres ist auch sehr gut. Ein anderer Favorit von mir heißt Lost & Found. Das Album haben wir erst vor ein paar Jahren herausgebracht, lange nach seinem Tod. Meine Mutter hatte alte Tonbänder im Schrank gefunden, die ganze Familie war an der Veröffentlichung beteiligt. Es steckt viel Liebe in dem Album.

Es war bestimmt ein schöner Moment, diese verschollenen Aufnahmen zum ersten Mal anzuhören!
Ja, das war sehr bewegend. Seit zehn Jahren hatte niemand mehr diese Bänder angefasst.

Falls keine Trommel zur Hand, tut es auch ein umgedrehter Eimer: Perkussionist Eric Bobo in Aktion.

Foto: Priority Records

Im afro-kubanischen Jazz, den ihr Vater gespielt hat, ist der Rhythmus besonders wichtig. 
Nicht nur dort! Der Herzschlag der Musik, die Essenz, kommt immer von der Trommel. Wenn man keinen guten Beat hat, taugt der Rest des Stücks meist auch nicht viel. Der Rhythmus ist gut für die Seele, er ist pure Lebenskraft. Deshalb sollte man zuerst an den Rhythmus denken, wenn man sich hinsetzt, um Musik zu spielen. In der Latin-Musik kommt hinzu, dass man viele Perkussionsinstrumente mit den Händen spielt. Haut auf Haut. Das macht die Sache nochmal direkter, unmittelbarer.

Im HipHop haben Latin-Beats anfangs keine große Rolle gespielt, oder?
Falsch! Im frühen HipHop gab es noch keine Samples, keine Drummachine, da wurden die ganzen Grooves live gespielt. Oft mit Latin-Percussion, zum Beispiel Congas und Kuhglocke. Denken Sie nur an »Rap-O Clap-O« von Joe Bataan, einen der ersten Rap-Hits. Bataan ist ein Latin-Musiker, und das hört man dem Song auch an. Generell kann man sagen, dass die großen HipHop-Acts der Achtziger wie Run DMC, Grandmaster Flash & The Furious Five oder die Sugarhill Gang oft live gespielt haben. Erst Ende der Achtziger sind alle auf Samples und Loops umgestiegen.

Sie sind mit den Beastie Boys aufgetreten und seit 1994 bei Cypress Hill dabei. Was ist besser daran, einen echten Drummer auf der Bühne zu haben, als sich nur auf vorprogrammierte Drumloops zu verlassen?
Ein Drummer ist nicht nur eine musikalische, auch eine visuelle Verstärkung. Wenn nur ein paar Rapper und ein DJ auf der Bühne stehen, ist das doch oft ein bisschen langweilig. Der Drummer darf sich allerdings nicht aufspielen, die Musik muss ihre Balance behalten. Wenn man an die großen Big Bands von früher denkt, dann war es doch schon damals so, dass ein wenig Latin-Percussion diese Musik sehr erweitert hat. Timbales, Congas, Bongos – solche Instrumente bereichern fast jede Art von Musik.

Wie geht’s eigentlich Adam Yauch von den Beastie Boys? Im vergangenen Sommer wurde bekannt, dass er an Krebs erkrankt ist.
Ich weiß, dass der Genesungsprozess gut verläuft und dass es ihm schon viel besser geht. Ich bin sicher, dass er es kaum erwarten kann, wieder aufzutreten. Aber zuerst kommt es darauf an, dass er sich genug Zeit nimmt, die Krankheit auszukurieren.

Sind Cypress Hill immer noch so große Kiffer?
Kiffen – wir? Nein, im Ernst: Klar kiffen wir, und wir treten auch weiterhin für die Legalisierung von Marijuana ein, aber wir müssen damit nicht mehr hausieren gehen. Wir haben damals zu den ersten gehört, die dieses Thema aufgegriffen haben, eine Menge Bands sind uns nachgefolgt. Inzwischen haben die Leute kapiert, wofür wir stehen, auch wenn wir es nicht permanent raushängen lassen.

Cypress Hill sind von Snoop Dogg unter Vertrag genommen worden, dem neuen Chef von Priority Records.
Wir kennen ihn schon ewig! Jetzt will er Priority relaunchen, wo einige der besten HipHop-Platten erschienen sind. Ich denke, es war klug, dass Snoop dafür keine neue Gruppe verpflichtet hat, sondern uns, die jeder kennt.

Muss cool sein, mit Snoop abzuhängen.
Ja. Er hat erstklassiges Gras.