Nimmersatter Bücherwurm

Kann man auch zu viele Bücher haben? Und was macht man dann mit ihnen? Zum Beispiel zur größten Privatbibliothek Deutschlands zusammentragen: Die Geschichte einer Sammelwut, die Ihresgleichen sucht.

Illustration: Dirk Schmidt

Seltsam ist auch das Wort Sammelwut. Denn das Sammeln ist zunächst mal etwas Zurückgezogenes, Einsames, über Briefmarken, tote Käfer oder Modellautos Gebeugtes, während wir bei Wut an Toben denken. Sodass man sich die Sammelwut als stille Raserei vorstellen muss, ein von Schweigen umgebener Exzess.

In Mettingen bei Osnabrück verstarb vor Kurzem mit 88 Jahren der ehemalige Bergbauingenieur Bruno Schröder. Eine Pflegerin fand ihn morgens im Flur seines nicht sonderlich gepflegten Eigenheims. Man liest von Altersschwäche.

Liest? In Zeitungen?

Ja, der Tod Schröders erregte Aufsehen. In seinem Haus fand man rund 70.000 Bücher aller Genres, Liebesromane ausgenommen. Im Spiegel ist von der »wahrscheinlich größten Privatbibliothek Deutschlands« die Rede. Niemand wusste recht von ihrer Existenz, Schröders Frau lebt schon länger im Pflegeheim, Kinder hatten die beiden nicht. Und bisher scheint auch keiner verstanden zu haben, was der Mann mit den Werken machte. Unmöglich kann er sie alle gelesen haben, das packt nicht mal Denis Scheck.