»Meine Schwägerin schenkt unseren Kindern gern etwas - Geburtstag, Weihnachten, Mitbringsel. Aber immer sind es Billigfabrikate aus minderwertigem Plastik, deshalb liegen die Teile nach ein paar Wochen kaputt in der Ecke. Sie ist sehr sensibel. Dürfen wir ihr sagen, dass sie lieber weniger und dafür Hochwertigeres schenken soll?« Christine S., Hamburg
Als Eltern haben Sie einen Erziehungsauftrag. Wenn Sie mit der Beschränkung auf wenige hochwertige Dinge bei Ihren Kindern ein erzieherisches Ziel innerhalb dieses Auftrags verfolgen, können Sie auf Ihre Schwägerin einwirken, falls Sie dieses Ziel durch die billigen Plastikgeschenke gefährdet sehen. Das Gleiche gälte für Spielzeug, das Sie aus anderen Gründen ablehnen, etwa weil es Gewalt oder falsche Rollenbilder vermittelt: Kriegsspielzeug, rosa Prinzessinnenkram. Wenn es hingegen nur darum geht, dass Ihre Schwägerin anders schenkt als Sie, sollten Sie das nicht nur akzeptieren, sondern begrüßen.
Ich glaube, dass es besondere Menschen im Leben eines Kindes geben kann und sollte, jenseits der Eltern. Häufig sind das die Großeltern, daneben aber auch Onkel, Tanten und vergleichbare Personen. Diese besonderen Menschen sind in ihrer Beziehung zu den Kindern privilegiert. Sie und ihre Geschenke sind dem Alltag enthoben, deshalb müssen sie auch keine pädagogischen Zwecke verfolgen. Sie dürfen natürlich nicht schaden, ansonsten sind diese Menschen nicht die Eltern in anderer Gestalt. Sie dürfen eine eigene Agenda verfolgen oder schlicht erfreuen.
Diese Haltung soll nicht die Autorität der Eltern untergraben oder ihnen das Leben schwer machen, weil ihnen die undankbaren Aufgaben zugeschoben werden. Aber man darf nicht vergessen, dass Eltern Pflichten übernommen haben, die anderen Personen jedoch nicht. Auch deshalb sind sie in ihrem Handeln gegenüber den Kindern freier.
Zu den wertvollsten Erkenntnissen im Leben gehört, dass Menschen unterschiedlich sind und deshalb das Leben mit verschiedenen Menschen unterschiedlich sein kann. Diese wichtige Erkenntnis sollte man nicht nur Kindern vermitteln, sondern sie sich selbst auch immer wieder bewusst machen.
Illustration: Serge Bloch