Geboren: 24. Dezember 1955
Beruf: Liedermacher
Ausbildung: Lehre zum Koch und zum Mechaniker
Status: Hat mittlerweile Narrenfreiheit
Seit gut dreißig Jahren macht er jetzt Musik, der Söllner, und ebenso lange fragt man sich: Ist das ein freiheitsliebender Geist oder einfach nur ein sturer Hund? Wegen beleidigender Texte hat er etwa 300 000 Euro gerichtlicher Strafen zahlen müssen – vor allem an Politiker, Richter und Polizisten. Die Prozesse nutzt er dabei als erweiterte Bühne: Mal weigert er sich aufzustehen, wenn der Richter eintritt, mal will er seinen Rastafari-Hut nicht abnehmen, bis das Kruzifix von der Wand genommen wird (mit Erfolg), dann gibt er offen zu, sogar vor Gericht Cannabis dabeizuhaben. Für sein Publikum sind die Anekdoten aus dem Leben eines Ungehorsamen, die er zwischen seinen Liedern erzählt, ebenso wichtig wie die Musik. Die gesammelten Geschichten gibt es jetzt als Buch. Doch das Bemerkenswerteste an der Autobiografie Freiheit muss weh tun sind nicht die urkomisch beschriebenen Begegnungen mit Drogenfahndern, Verkehrspolizisten und Staatsanwälten. Es sind die Stellen, an denen man merkt, wie sehr Söllner unter all den Schikanen, gerichtlichen Sanktionen und Hausdurchsuchungen leidet – und trotzdem immer wieder nicht anders kann, als sich mit »denen da oben« anzulegen. Das beantwortet die Eingangsfrage nicht. Aber man fragt ihn ja auch nicht, warum er atmet.
Fotos: Frank Bauer