Warum schlägt man auf Knoblauch?

Es gilt als Küchenhack, auf eine Zehe zu hauen, damit man sie leichter schälen kann. Ein Experte erklärt warum, der Schlag noch einen anderen Grund hat.

Illustration: Ryan Gillet

Martin Gruhlke studierte Biologie mit den Schwerpunkten Pflanzenphysiologie und Biochemie an der RWTH Aachen und setzte sich in seiner Promotion mit der antimikrobiellen Wirkung von Allicin aus Knoblauch auseinander. Er ist einer der Gründer der Gesellschaft für Natur- und Wirkstoffforschung und veröffentlichte 2023 das Buch »Allicin: Die geheime Kraft des Knoblauchs«.

»Die Aminosäure Alliin ist in der intakten Zelle des Knoblauchs gespeichert, während das Enzym Alliinase in Zellorganellen vorkommt. Durch die Beschädigung der Zellstrukturen werden die Komponenten freigesetzt und können miteinander reagieren, wodurch Allicin entsteht, das eine zelltötende Wirkung hat. In einer unversehrten Knoblauchknolle, wird noch kein Allicin gebildet. Wenn die Knoblauchzehe beschädigt wird, riecht das nicht nur, sondern schmeckt auch scharf. So schützt sich die Pflanze gegen Fressfeinde, etwa gegen Wühlmäuse und Pilze.

Wenn wir kochen, hauen wir auf die Knoblauchzehe. Das dient nicht nur dazu, den Knoblauch besser schälen zu können. Dadurch werden auch möglichst viele Zellen verletzt und der Knoblauch entwickelt sein Aroma. Denn dann wird die Trennwand beschädigt und effektiv Allicin freigesetzt.

Meistgelesen diese Woche:

Theoretisch kann man diese zelltötende Wirkung von Knoblauch auch bei einer Erkältung einsetzen, aber wir warnen vor der Selbstmedikation, um sich mit dem Allicin nicht selbst zu gefährden. Es gab einmal den Fall einer Knoblauchzehe, die in der Luftröhre steckengeblieben ist und zu Verbrennungsreaktionen und zum Absterben von Gewebe geführt hat. Aus Laborsicht wirkt es sicherlich, aber nun eben auch gegen Humanzellen, deswegen möchte ich zur Vorsicht ermahnen.

Werfen wir eine unbeschädigte Knoblauchzehe in eine Suppe und lassen sie kochen, sodass die Enzyme durch die Wärme zerstört werden, dann schmeckt die Zehe ganz süßlich. Erst klein geschnitten erhalten wir den typischen Knoblauchgeschmack.

Knoblauch wird eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen zugeschrieben, darunter antibiotische, antimikrobielle, entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen, was etwa den Alterungsprozess verlangsamt. Es kann den Blutdruck senken, positiv auf das Herz-Kreislauf-System wirken und das Herz vor Schäden schützen. Für Katzen und Hunde wirkt Knoblauch allerdings toxisch. Sie können bestimmte Zellen beschädigen, die Raubtiere nicht selbst reparieren können, weil ihnen ein bestimmtes Enzym fehlt. Es gibt auch Menschen, die Knoblauch nicht so gut vertragen. Eine Erklärung dafür ist, dass es diesen Menschen daran fehlt, die Zellen zu reparieren, die der Knoblauch zerstört hat.«