Hält sich die Kohlensäure im Sekt länger mit Silberlöffel im Flaschenhals?

Ist die Flasche einmal geöffnet, bleibt der Inhalt angeblich länger prickelnd, wenn man einen Silberlöffel hineinhängt. Ob das funktioniert, erklärt ein Physiker.

Illustration: Ryan Gillet

Dr. Nicolas Wöhrl ist Physiker an der Universität Duisburg-Essen und Host des Podcasts »Methodisch inkorrekt«, in verschiedenen TV-Formaten tritt er als Experte auf:

»Das ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Um zu begreifen, warum der Silberlöffel im Sekt nichts nützt, muss man verstehen, was in der Flasche vor sich geht: Solange der Korken drin ist, befindet sich in der Flasche mehr CO2, als die Flüssigkeit halten kann, deswegen prickelt Sekt so schön. Ist der Korken einmal gezogen, beginnt die Flüssigkeit zu perlen: das CO2 steigt auf, es entweicht, weil es nicht mehr vom Korken und dem Druck, der zwischen Korken und Flüssigkeit herrscht, im Sekt gehalten wird.

Damit der nun nach Ziehen des Korkens möglichst lange perlt, sollte man ausschließlich auf die Temperatur achten. Das größte Problem ist warmer Sekt. Je wärmer Schaumwein ist, desto weniger CO2 kann in der Flasche gelöst sein. Solange der Korken noch drauf ist, kann die Flasche ruhig warm bleiben. Danach sollte man den Sekt allerdings so kalt wie möglich halten. Je länger er gekühlt bleibt, desto mehr CO2 bleibt im Sekt. Deshalb machen Sektkühler Sinn.

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Einen Silberlöffel nahm man irgendwann mal, weil Silber gut Wärme leitet. Die Idee war also: Wenn der Sekt erstmal warm geworden ist, dann ist auch die Luft darüber warm. Stellen wir ihn dann mit besagtem, gut leitenden Silberlöffel in den Kühlschrank, leitet dieser die warme Luft ab und die Flasche wird schneller wieder kalt.

Das funktioniert leider nicht, wie Experimente gezeigt haben. Kolleginnen und Kollegen am Fraunhofer Institut haben eine Versuchsreihe gemacht mit zwei Silberlöffeln: einer mit langem Stiel, einer mit kurzem und eine dritte Flasche ganz ohne Silberlöffel. Nachdem die Flaschen warm geworden waren, wurden sie alle drei zurück in den Kühlschrank gestellt und die Temperatur des Sekts parallel gemessen. Es machte keinen Unterschied. Alle drei Flaschen waren nach drei Stunden gleich kalt.

Wer möglichst lange prickelnden Sekt möchte, sollte ihn immer wieder zurück in den Kühlschrank stellen, damit er gar nicht erst warm wird. Am besten mit Stopfen drauf, der das CO2 zusätzlich am Entweichen hindert.«