Dein Kind, mein Problem

Darf man sich einmischen, wenn man glaubt, dass Freunde ihr Kind falsch erziehen? 

llustration: Serge Bloch

»Ist es okay, sich in die Erziehung einer Freundin ein­zumischen, obwohl man selbst (noch) keine Kinder hat? Sie macht meiner Meinung nach viel falsch. Das Kind ist drei Jahre alt und unerzogen, ein sehr unangenehmer Zeitgenosse. Meine Freundin lässt alles durchgehen.« Katharina K., per Mail

Leider nein. Es ist nicht okay. Beziehungsweise, Sie können es gerne versuchen, aber es wird nicht den Effekt haben, den Sie sich wünschen. Ihre Freundin wird nach Ihrer Kritik, egal wie konstruktiv und höflich Sie diese vorbringen, nicht die Erziehung ihres Kindes ändern, möglicherweise aber wird Sie mit Ihnen nicht mehr so eng befreundet sein. Es spielt dabei übrigens keine Rolle, ob Sie selbst ein Kind haben oder acht Kinder oder keines. Sollten Sie mir nicht glauben, probieren Sie es aus.

Aber weil ich mir meiner Antwort hier so sicher bin, bleibt etwas Platz, mich noch mal einer anderen Frage zu widmen, die mir hier neulich gestellt wurde, es ging darum, ob man die Nachbarn bitten dürfe, den wild wuchernden Löwenzahn auf ihrem Rasen zu mähen, bevor dieser zur Pusteblume werde und über den Zaun herüberwehe, da man den eigenen Rasen gerne Löwenzahn-frei hätte und deswegen bereits Gift spritze. Ich antwortete, dass man das doch einfach ansprechen solle, war nicht wirklich contra Löwenblumen, bedachte jedoch überhaupt nicht folgenden Punkt, auf den mich mehrere Leserinnen und Leser vollkommen zu Recht aufmerksam machten, darunter Angela R. aus München mit einem wahnsinnig netten, handgeschriebenen Brief, für den ich mich an dieser Stelle herzlich bedanke: In Zeiten des Insektensterbens gibt es wichtigere Dinge als einen perfekt getrimmten Rasen. Gift ist für die Artenvielfalt Gift. Bienen lieben Löwenzahn. Wir brauchen Bienen. Die richtige Antwort hätte lauten müssen, dass es heutzutage Wichtigeres gibt als einen Privatrasen mit Golfplatz-Niveau. Ich möchte mich also korrigieren: Sehr geehrte Regina G. aus Vaterstetten, die Sie diese Frage hatten – sprechen Sie Ihre Nachbarn nicht an! Lassen Sie die Samen herüberwehen! Freuen Sie sich bald an den glücklichen Bienen in Ihrem Garten!