Was, wenn Hundebesitzer die Angst vor Hunden ignorieren? 

Unser Leser fühlt sich bei nicht angeleinten Vierbeinern unwohl, stößt aber bei deren Besitzern kaum auf Verständnis. Was kann er noch machen? Unsere Kolumnistin liefert einen anderen Blickwinkel.

Illustration: Serge Bloch

»Als kleines Kind wurde ich von einem Hund angefallen. Seitdem empfinde ich leichtes Unbehagen, wenn ein Hund an mir herumschnüffelt, aber ich halte es aus. Ich gerate aber in Panik, wenn ein unangeleinter großer Hund plötzlich auf mich zurennt, und der Besitzer ist weit weg. Ich schreie dann laut, dass man doch bitte den Hund zurückpfeift. Das passiert oft auch. Egal, ob reagiert wurde oder nicht, spreche ich den Hundehalter an, dass eine Geste des Bedauerns doch sehr nett wäre. Schließlich bin ich sehr erschrocken, nur weil der Hund nicht angeleint war. Eine Antwort habe ich nie bekommen. Was mache ich verkehrt?« Peter G., München

Sie schildern sehr nachvollziehbar, warum Ihnen nicht wohl dabei ist, wenn plötzlich ein großer Hund auf Sie zugerannt kommt. Das kann wohl jeder gut verstehen. Man weiß ja nie. Aber in Ihrer Frage geht es nicht um Hunde, sondern um deren Halter. Also um Menschen. Und deren unschöne Eigenschaft, nicht immer höflich zu sein.

Es hilft möglicherweise, sich versuchsweise in diese Hundehalter hineinzuversetzen, und zwar in genau der von Ihnen geschilderten Situation. Da sind die also gerade schön mit ihrem geliebten Tier spazieren, das tollt frei und vergnügt herum, und da beschwert sich schon wieder jemand, dass man es an die Leine nehmen möge oder sonst irgendwas falsch gemacht habe. Dabei hatte der Hund doch gerade so eine gute Zeit. Da freuen sich ja die dazugehörigen Menschen, wenn ihr Hund glücklich ist.

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Insofern müssen wir feststellen, dass Sie für die Gegenseite hier ein absoluter Spaßverderber sind. Sie wissen doch, »der wollte bloß spielen«. Unter Umständen kommt auch ein kleiner Schreck hinzu. Sie schreiben ja, dass Sie laut schreien. Und natürlich wäre es entsetzlich für Hund und Halter, sollte Ihnen wirklich etwas zustoßen. Für Sie natürlich auch. Für Sie alle. Die werden ihren Hund also in einer Mischung aus mittelbeleidigt und blitzerschrocken zurückpfeifen. Und eigentlich, Verzeihung, ist hiermit die Transaktion vollbracht. Alles Wesentliche ist geschehen. Der Hund wurde zurückgepfiffen, hat Sie nicht angefallen, der Tag kann weitergehen. Alles Nach­folgende wäre Luxus. Wesentlicher Luxus zwar, der das Zusammenleben unter Menschen erträglich macht, aber nicht überlebensnotwendig. Klar wäre es netter, die wären netter, doch niemand lässt sich bei einem zufälligen Zusammentreffen von einem Fremden gern erziehen. Wenn ich Ihnen also einen Rat geben soll: Stehen Sie drüber!