Agriturismo in der Stadt? Ja, das geht. Erwin Gegenbauer, der Essigpapst von Wien, macht genau das. In der ehemaligen Konservenfabrik seiner Eltern im Bezirk Favoriten stellt er seit 25 Jahren Essige her, wie man sie noch nie geschmeckt hat: Safran-, Spargel-, Gurkenessig und fünfzig andere. Verkauft wird in kleinen Flaschen am Naschmarkt, exportiert an Gourmets und Köche in aller Welt. Die kleinen Eichenfässer, in denen Balsamsorten reifen, lagern auf dem Dach. Spezielle Öle macht er auch und neuerdings Bier, es gibt Hühner und einen Gemüsegarten. Für jedes Produkt holt er sich beste Zutaten ins Haus, und das ist auch die Idee der Gästezimmer: Die sollen Menschen in die Manufaktur holen. Dafür hat Gegenbauer im ersten Stock der alten Fabrik die Mauern freilegen und sich von den jungen Architekten Heri&Salli fünf Zimmer einrichten lassen, so puristisch wie seine Genussphilosophie: freiliegende Wasserleitungen, Industriesteckdosen, Eisenketten als Lichtschalter, dazu ein großes (und bequemes) Bett aus Lärchenholzbalken. Das Bad ist eine Performance, jede Funktion ist offengelegt, es gibt auch im übertragenen Sinn nirgends Zusatzstoffe oder Geschmacksverstärker. Ein Traum für Architekten und Ingenieure. Alle anderen freuen sich aufs Frühstück: lauter hauseigene Produkte auf dem großen Tisch im »Gschäftl«. Wer will, kann dann mithelfen, Etiketten kleben oder in der Küche mit den Essigsorten experimentieren. Balsam für die Seele!
Wiener Essig Brauerei
Waldgasse 3
1100 Wien
Buchung etwa über Airbnb oder booking.com
Zimmer ab 140 Euro.
Foto: Petra Meisel