Wenn es nach meiner Tochter ginge, würde sie sich ausschließlich von Brezen und Fotosynthese ernähren. Schon deshalb müssen wir einmal im Jahr ins Völser »Heubad« fahren. Denn hier isst das Kind. Kaiserschmarrn und Schlutzkrapfen, aber auch: Spinat (in Strudelform), Karotten (in Minestrone), Kaninchenkeule (einfach so). Es ist unklar, ob es an der hervorragenden Küche liegt, an der Luft auf dem Hochplateau oberhalb Bozens oder an der besonderen Fürsorge, die in diesem Hotel alles und jeder erfährt, das Essen, die Einrichtung, die Gäste – irgendetwas macht der Aufenthalt mit einem, egal ob drei-, dreißig- oder neunzigjährig.
Und am besten ist es, man macht dabei selbst eher wenig. Sich einschneien lassen und den ganzen Tag lang zwischen Hotelbar und Wellnessbereich pendeln zum Beispiel. Oder um den zugefrorenen Völser Weiher spazieren, während das Kind mit Schlittschuhen darauf herumkurvt. Das reicht schon, um am Abend problemlos das Vier-Gänge-Menü in der alten Holzstube verputzen zu können. Ambitionierte Südtirol-Urlauber können auch mehr machen, im Sommer auf den Schlern klettern, der im Rücken des Hotels thront, im Winter die Pisten der Seiser Alm hinabfahren. Ich bevorzuge es, die Sport-Wiederkehrer von der Terrasse aus zu beobachten, einen Espresso und ein Glas Grauburgunder vor mir, während das Kind mit dem Vater im Schwimmbad planscht. Eigentlich ist das doch der perfekte Erholungsort: So schön, dass man sich nicht vom Fleck bewegen muss. Aber kann.
Hotel Heubad
Schlernstr. 13, I-39050 Völs am Schlern, Italien
Tel. 0039/0471/72 50 20
DZ mit HP ab 80 Euro pro Person