Mit den Steinen reden will gelernt sein. Man muss ihnen zuhören können, um herauszufinden, welcher Stein für das Feuer bereit ist. Christina hat die Kunst des Schwitzhüttenrituals von einem Dakota-Indianer gelernt und in Peru bei einem Schamanen quasi ihre Meisterprüfung abgelegt. So eine Schwitzhütte ist ja keine ordinäre Sauna. Bei Christina bleibt man zwei bis drei Stunden drinnen, vier-, fünfmal werden neue Steine aus dem Feuer in die Hütte gebracht, Süßgras und Beifuß vernebeln das Hirn, dazu Indianergesänge. Wer vor dem Ende rausgeht, darf nicht wieder rein. Wer durchhält, fühlt sich wie neugeboren. Das ist der Sinn einer Schwitzhütte: Wiedergeburt und Reinigung der Seele, nicht Wellness. Christina ist laut Selbstauskunft die einzige Schamanin Südtirols und verhilft sommers jeden Donnerstag den Gästen vom »Lüsner Hof« zur Neugeburt – über dem Hotel am Waldrand, einem mystisch anmutenden Feuerplatz oberhalb von Brixen, der Wirt hat ihn angelegt. In Bademantel und Schlappen kommen die Hotelgäste gestiegen, wenige machen nach der Einführung in die Grundzüge der Esoterik wieder kehrt. Wer bleibt, hat beim vorzüglichen Vier-Gänge-Menü danach zumindest was zu erzählen, und einige Sorgen relativieren sich tatsächlich in der Hitze. Eine schöne Panoramasauna hat der Wirt des klassischen Wanderhotels noch, auch ein Solebecken, in dem man auf dem Salzwasser schwebt. Selten so wild geträumt wie nach der Schwitzhütte.
Hotel Lüsnerhof
Familie Hinteregger
Runggerstraße 20
I-39040 Lüsen
Telefon: 0039 / 0472 / 41 36 33
Doppelzimmer ab 148 Euro
Foto: Hannes Niederkofler