Der Reiz von Hotelneubauten liegt auf der Hand: Statt unhandlicher Schlüssel gibt es Codekarten, das Raumlicht lässt sich dimmen, und die Zimmer sind üblicherweise so gut schallisoliert, dass man den Nachbarn nicht beim Telefonieren zuhören muss. Dass viele Gäste dennoch Hotels in Altbauten vorziehen, samt knarzendem Dielenbrett, Brokatvorhang und Steckdosen, die stets unerreichbar hinter antike Möbel gesetzt sind, liegt wohl daran, dass einem auf Reisen Funktionalität manchmal total egal ist und man sich stattdessen nach einem besonderen Gefühl sehnt. Und davon haben alte Häuser in der Regel mehr zu bieten. Das kann ein Gefühl der Geborgenheit sein oder eine romantische Erinnerung, oder man glaubt, sich sein Leben mit etwas Patina bestreichen zu müssen. Im sehr schönen »San Domenico House« in Chelsea zum Beispiel, einem Gebäude aus dem Jahr 1887, fühlt man sich gleich so viktorianisch, dass man sofort nach seinem Jagdgewehr und den Reitstiefeln sucht und Handkussszenen aus Downton Abbey nachspielen möchte. Im Wohnzimmer – endlich mal ein Aufenthaltsbereich eines Hotels, in dem man sich tatsächlich aufhalten möchte – wird natürlich Sherry serviert, auf der Dachterrasse kann man Eichhörnchen beim Nüsseknacken zuschauen. Und dabei hervorragenden Cappuccino trinken – eine Seltenheit in London, aber auch kein Wunder, denn das ehemalige Wohnhaus gehört mittlerweile Italienern.
»San Domenico House«
29-31 Draycott Place,
Chelsea, London SW3 2SH.
Tel. 0044/20/75 815757,
Doppelzimmer ab 280 Euro.