Es gibt ein paar gute Gründe, warum neue Möbel daheim immer anders aussehen als im Design-Blog oder in der Wohnzeitschrift. Vor allem hat man meistens keine geölten Langdielen aus kanadischer Eiche auf dem Boden, sondern nur das, was dem Vermieter vor dreißig Jahren nicht zu teuer war. Pech, denn darauf sieht das kursive Designerregal meistens nicht nach Zeitgeist aus, sondern nur schief. Es wird in solchen Fällen heute wieder vermehrt zum Teppich gegriffen – an einem Punkt der Geschichte, an dem die letzten Teppichklopfstangen in den Hinterhöfen gerade abgeschraubt wurden. Aber ein Vintage-Teppich übers gelbstichige Fichtenlaminat geworfen wirkt eben Wunder: Schon sieht es aus wie bei hauptberuflichen Wohnbürgern mit Geschmack. Es ist aber wie mit Jeans – zu neu darf er nicht wirken, so ein neuer Teppich. Am besten so, als ob schon zwei Generationen Blaskapellen oder Indianerhorden drübergetrampelt wären. Merkregel: Erst wenn ein neuer Teppich alt aussieht, lässt er das Laminat alt aussehen.
Foto: Jonas Unger